Die heute bekannte Fassung von Henry Purcells Werk "Come, ye sons of art", eine Ode zum Geburtstag von Königin Mary im Jahr 1694, entspricht nicht der Originalfassung des Barockkomponisten. Wie eine britische Musikwissenschaftlerin herausfand, wurde das Stück im 18. Jahrhundert deutlich verändert. Eine von ihr rekonstruierte Version wird nun am 23. Februar an der Universität Manchester zu Gehör gebracht. Die Originalaufzeichnung ist verschollen.

Rebecca Herissone von der Universität Manchester wurde stutzig, als sie in einem Buch von 1825 ein Faksimile entdeckte, das offenbar von Purcells Originalhandschrift stammte. Obwohl es sich nur um ein kleines Fragment handelte, erkannte sie schon im ersten Takt Unterschiede zur heute gespielten Fassung. Diese geht zurück auf die einzige bekannte Abschrift von 1765 durch den unbekannten Musiker Robert Pindar.

Pindar hatte noch drei weitere Stücke von Purcell kopiert und auch daran einschneidende Veränderungen vorgenommen – bis hin zum Austausch ganzer Sätze. Herissone analysierte die Abwandlungen im Vergleich zu den davon noch vorhandenen Originalen. Daraus leitete sie ab, wie Purcell wohl ursprünglich "Come, ye sons of art" notiert hatte. "Es ist nun ein beinahe neues Stück, aber ich bin überzeugt, das es dem Original sehr nahe kommt", meint Herissone. Für manche Purcell-Anhänger könne es jedoch ein kleiner Schock sein.

Henry Purcell (1659-1695) gehört zu den bekanntesten Komponisten der Barockzeit. Der langjährige Organist der Westminster Abbey und der Chapel Royal komponierte neben geistlicher Musik auch zahlreiche Stücke fürs Theater, unter anderem für Werke von Shakespeare, sowie die Oper "Dido und Aeneas". Nur ein Jahr nach "Come, ye Sons of Art" musste Purcell die Trauermusik zum Tod von Königin Mary komponieren. Er selbst starb ebenfalls 1695 und ist in der Westminster Abbey beigesetzt. (af)