Säuglingsforschung: Rock your baby
Rhythmus liegt uns im Blut, wie man so schön sagt. Aber ist uns das Gefühl dafür wirklich schon angeboren? Oder wird es erst im Laufe der ersten Lebensmonate erlernt und später verfeinert?
Wenn uns ein guter Rhythmus "ins Gebein fährt", können wir kaum umhin, mit dem Fuß zu wippen oder gar das Tanzbein zu schwingen. Auch wenige Monate alte Kleinkinder fangen schon an, sich mit sichtlicher Freude im Takt zu bewegen. Bei Neugeborenen allerdings ist nicht so eindeutig festzustellen, ob sie auf Melodie oder auf Rhythmik reagieren.
Wissenschaftler der Hungarian Academy of Sciences in Budapest schauten wenige Tage alten Babys deshalb ins Gehirn, während sie ihnen Schlagzeugtakte aus der Rockmusik vorspielten. Die acht Schläge langen Takte wiederholten sich ständig und waren eine Mischung aus Basstrommel, kleiner Trommel und Hi-Hat (zwei aneinander schlagende Becken). Während das Hi-Hat jeden der acht Schläge ausführte, waren Bass und kleine Trommel nur bei bestimmten Schlägen zu hören, der Bass diente dabei als Taktgeber (siehe Hörbeispiel).
Beruht diese Erwartungshaltung aber nun darauf, dass wir im Lauf des Lebens immer wieder Musik hören, dies also erlernen? Zur Beantwortung dieser Frage spielten die Wissenschaftler schlafenden Neugeborenen verschiedene Taktsequenzen vor. Diese zeigten tatsächlich den typischen Ausschlag im EEG, wenn ein "falscher" Takt dazwischen war.
Dabei war wichtig, was genau fehlte: Wenn nur ein Zwischenschlag des Hi-Hat ausgelassen wurde, der in der Rhythmushierarchie relativ unwichtig ist, reagierten die kleinen Hörer nicht. Nur wenn wirklich die Struktur zerstört war, indem zum Beispiel der erste Schlag – der so genannte "downbeat" – weggelassen wurde, wurden sie hellhörig. Spielte man allerdings den Bass allein, dann wurden Auslassungen auch nicht erkannt – der rhythmische Kontext gehört also dazu. Auch wenn den Kleinen nur eine Abfolge von ständig "falschen" Takten angeboten wurde, zeigte das Gehirn keine Reaktion – die Vergleichsmöglichkeit fehlte.
Die Fähigkeit, Rhythmusstrukturen und Verletzungen ihrer Regeln zu erkennen, ist also bei der Geburt schon vorhanden, vielleicht sogar genetisch verankert. Was aber ist der evolutionäre Vorteil eines solchen Taktgefühls? Musik stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl, das wichtig für unser Sozialverhalten ist, glauben die Forscher. Auch Sprache ist rhythmisch aufgebaut und das richtige Gefühl dafür, wann und wie man reagiert, ist essenziell für eine gelungene Konversation. Unser angeborenes Taktgefühl könnte also nichts weiter als ein Beiwerk unserer Sprachfähigkeit sein.
Wissenschaftler der Hungarian Academy of Sciences in Budapest schauten wenige Tage alten Babys deshalb ins Gehirn, während sie ihnen Schlagzeugtakte aus der Rockmusik vorspielten. Die acht Schläge langen Takte wiederholten sich ständig und waren eine Mischung aus Basstrommel, kleiner Trommel und Hi-Hat (zwei aneinander schlagende Becken). Während das Hi-Hat jeden der acht Schläge ausführte, waren Bass und kleine Trommel nur bei bestimmten Schlägen zu hören, der Bass diente dabei als Taktgeber (siehe Hörbeispiel).
Die Forscher um István Winkler untersuchten nun, was passiert, wenn ein bestimmter Schlag des Achtertaktes fehlt. Von Erwachsenen ist bekannt, dass sie eine solche Abweichung in gleichförmigen Melodien oder Rhythmen erkennen können, was unter anderem daran sichtbar wird, dass die Linien der Hirnstrommessung (EEG) auf charakteristische Weise ausschlagen – selbst dann, wenn man sich auf etwas völlig anderes konzentriert oder schläft. Das Gehirn entwickelt also so etwas wie eine Erwartungshaltung, dass der gleichförmige Rhythmus immer genau so wiederkehrt.
Beruht diese Erwartungshaltung aber nun darauf, dass wir im Lauf des Lebens immer wieder Musik hören, dies also erlernen? Zur Beantwortung dieser Frage spielten die Wissenschaftler schlafenden Neugeborenen verschiedene Taktsequenzen vor. Diese zeigten tatsächlich den typischen Ausschlag im EEG, wenn ein "falscher" Takt dazwischen war.
Dabei war wichtig, was genau fehlte: Wenn nur ein Zwischenschlag des Hi-Hat ausgelassen wurde, der in der Rhythmushierarchie relativ unwichtig ist, reagierten die kleinen Hörer nicht. Nur wenn wirklich die Struktur zerstört war, indem zum Beispiel der erste Schlag – der so genannte "downbeat" – weggelassen wurde, wurden sie hellhörig. Spielte man allerdings den Bass allein, dann wurden Auslassungen auch nicht erkannt – der rhythmische Kontext gehört also dazu. Auch wenn den Kleinen nur eine Abfolge von ständig "falschen" Takten angeboten wurde, zeigte das Gehirn keine Reaktion – die Vergleichsmöglichkeit fehlte.
Die Fähigkeit, Rhythmusstrukturen und Verletzungen ihrer Regeln zu erkennen, ist also bei der Geburt schon vorhanden, vielleicht sogar genetisch verankert. Was aber ist der evolutionäre Vorteil eines solchen Taktgefühls? Musik stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl, das wichtig für unser Sozialverhalten ist, glauben die Forscher. Auch Sprache ist rhythmisch aufgebaut und das richtige Gefühl dafür, wann und wie man reagiert, ist essenziell für eine gelungene Konversation. Unser angeborenes Taktgefühl könnte also nichts weiter als ein Beiwerk unserer Sprachfähigkeit sein.
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