Neurologie: Schmerzen vom Zusehen
Manchen Menschen bereitet es körperliche Pein, andere leiden zu sehen
Wenn wir sehen, dass andere Menschen Schmerzen haben, leiden wir meistens mit. Für eine Minderheit allerdings scheint das im wörtlichen Sinn zu gelten, wie eine neue Studie zeigt: Wenn diese Personen schmerzhafte Szenen mit ansehen, regen sich Hirnareale, die sonst nur beim Erleben eigener Qualen aktiv sind.
Die Psychologen Judy Osborn und Stuart Derbyshire von der University of Birmingham zeigten zunächst über 100 Studierenden Bilder und Videoclips, auf denen jemand Schmerzen erleidet – von Injektionen in den Oberschenkel bis zu Knochenbrüchen beim Fußballspielen. Etwa ein Drittel der Probanden gab an, bei manchen Bildern nicht nur emotional mitzufühlen, sondern auch tatsächlich körperliche Empfindungen zu verspüren. Diese beschrieben sie als "Kribbeln", "Schmerzen" oder "Stechen" an jener Körperstelle, die auch auf dem Bild zu Schaden kam.
Zehn dieser mitleidenden Versuchspersonen verglichen die Forscher nun im Hirnscanner mit zehn weiteren Probanden, bei denen die Bilder "nur" eine emotionale Wirkung hervorgerufen hatten. Im Magnetresonanztomografen liegend, bekamen sie erneut schmerzhafte Szenen präsentiert. Ergebnis: Bei beiden Gruppen waren beim Betrachten Hirnareale aktiv, die mit Empathie zusammenhängen. Doch nur bei den "Mitleidern" regte sich auch der somatosensorische Kortex – eine Region der Großhirnrinde, die Sinneseindrücke wie Berührungen und Schmerzen verarbeitet.
Die Studie erklärt laut den Forschern beispielsweise, warum viele Menschen sich keine Gewaltdarstellung im Fernsehen ansehen können: Sie leiden körperlich mit. Wie anschließende Befragungen ergaben, ist diesen Personen jedoch nicht bewusst, dass sie sich damit in der Minderheit befinden. (jm)
Osborn, J., Derbyshire, S. W. G.: Pain Sensation Evoked by Observing Injury in Others. In: Pain 10.1016/j.pain.2009.11.007, 2009.
Die Psychologen Judy Osborn und Stuart Derbyshire von der University of Birmingham zeigten zunächst über 100 Studierenden Bilder und Videoclips, auf denen jemand Schmerzen erleidet – von Injektionen in den Oberschenkel bis zu Knochenbrüchen beim Fußballspielen. Etwa ein Drittel der Probanden gab an, bei manchen Bildern nicht nur emotional mitzufühlen, sondern auch tatsächlich körperliche Empfindungen zu verspüren. Diese beschrieben sie als "Kribbeln", "Schmerzen" oder "Stechen" an jener Körperstelle, die auch auf dem Bild zu Schaden kam.
Zehn dieser mitleidenden Versuchspersonen verglichen die Forscher nun im Hirnscanner mit zehn weiteren Probanden, bei denen die Bilder "nur" eine emotionale Wirkung hervorgerufen hatten. Im Magnetresonanztomografen liegend, bekamen sie erneut schmerzhafte Szenen präsentiert. Ergebnis: Bei beiden Gruppen waren beim Betrachten Hirnareale aktiv, die mit Empathie zusammenhängen. Doch nur bei den "Mitleidern" regte sich auch der somatosensorische Kortex – eine Region der Großhirnrinde, die Sinneseindrücke wie Berührungen und Schmerzen verarbeitet.
Die Studie erklärt laut den Forschern beispielsweise, warum viele Menschen sich keine Gewaltdarstellung im Fernsehen ansehen können: Sie leiden körperlich mit. Wie anschließende Befragungen ergaben, ist diesen Personen jedoch nicht bewusst, dass sie sich damit in der Minderheit befinden. (jm)
Osborn, J., Derbyshire, S. W. G.: Pain Sensation Evoked by Observing Injury in Others. In: Pain 10.1016/j.pain.2009.11.007, 2009.
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