Smartphone-Spiel: Pokémon Go sorgt nur kurzfristig für mehr Bewegung
Die Spiele-App Pokémon Go hat die Welt im Sommer 2016 in zwei Lager gespalten: in jene, die genervt waren, dass viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene nun endgültig nur noch mit dem Smartphone in der Hand durch die Gegend liefen, um auf der ganzen Welt virtuelle Monster zu fangen. Und in jene, die argumentierten, das Spiel sei doch ganz nett und sorge dafür, dass die Menschen zumindest mal wieder die Häuser verlassen, auf andere Menschen treffen und sich dabei auch noch ein bisschen bewegen. Wie sehr sich die körperliche Aktivität des durchschnittlichen Pokémon-Go-Spielers tatsächlich dank der App verändert hat, hat nun ein Team um Katherine Howe von der Harvard University untersucht. Das Fazit fällt eher nüchtern aus: Zumindest bei Spielern zwischen 18 und 35 Jahren sorgte Pokémon Go offenbar auch zu seinen Hochzeiten lediglich für ein wenig mehr Bewegung – und das auch nur am Anfang.
Die Wissenschaftler werteten anhand von iPhone-Daten aus, wie viele Schritte die 560 Teilnehmer ihrer Studie in den vier Wochen vor und in den sechs Wochen nach der Installation der App zurücklegten. Bevor sie die Jagd auf die Taschenmonster starteten, gingen die Probanden im Durchschnitt 4256 Schritte pro Tag. Nach der Installation von Pokémon Go kamen im Mittel 955 Schritte täglich hinzu. Das entspräche etwa einem elfminütigen Spaziergang, so die Forscher. Allerdings galt das nur für die erste Woche. Anschließend nahm die Bewegungsfreude der Pokémon-Go-Spieler langsam wieder ab, bis sie nach sechs Wochen im Schnitt wieder genauso viele Schritte zurücklegten wie vor der Installation des Spiels auf ihrem Smartphone.
"Unsere Ergebnisse legen nahe, dass der Effekt, den Pokémon Go auf die Gesundheit hat, moderat ist", schreiben die Autoren der Studie in der Weihnachtsausgabe des "British Medical Journal". Zudem konnten die Wissenschaftler mit ihrer Methode nur jene Schritte messen, die die Teilnehmer auch mit ihrem Smartphone in der Tasche zurücklegten. Es könnte also sein, dass der Effekt der App tendenziell noch ein wenig geringer ist, als die Daten der Studie andeuten. Inwiefern die Ergebnisse auch für Kinder und Jugendliche gelten, die möglicherweise ein anderes Nutzungsverhalten an den Tag legen als Erwachsene, verrät die Untersuchung allerdings nicht.
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