Zoologie: Sonnenschutz für Dickhäuter
Einem imposant großmäuligen Dickhäuter mit riesigen Zähnen können Feinde weniger gefährlich werden als Sonnenbrand und Wundinfektionen. Aber auch dagegen kann man ja etwas tun.

© Richard Zinken (Ausschnitt)

© Kimiko Hashimoto (Ausschnitt)
Flusspferd Jiro | Flusspferd Jiro schwitzte für die Wissenschaft.
Nicht abgewöhnt in japanischer Gefangenschaft haben sich die Tiere auch eine besondere bizarre Eigenschaft aller Nilpferde: Satsuki und Jiro "schwitzen Blut". Dieses Phänomen – die eigentümliche Sekretion auffällig roter Flüssigkeit auf weiten Hautpartien der Tiere – hatten schon die antiken Hellenen auf frühen naturkundlichen Afrika-Exkursionen fasziniert dokumentiert.

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Schweißperlen | Der rot gefärbte "Schweiß" enthält Sonnen- und Wundcreme zugleich.
Dagegen als vergleichsweise geringes Problem erwies sich für Saikawa und seine Kollegen, an den roten Schweiß der Nilpferd-Dame Jiro und ihres Partners Satsuki heranzukommen – die Zootiere waren an Menschen erfreulich gewöhnt, und so konnten die Forscher weitgehend gefahrlos einige Proben des roten Saftes gewinnen.

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Schweißextrakt | Die entscheidenden Komponenten des Nilpferdschweiß sind die rot- beziehungsweise orangefarbenen, trizyklischen Hipposudoron- und Norhipposudoronsäuren.
Beide Komponenten weisen weitere interessante Eigenschaften auf: Sie absorbieren Licht aus dem sichtbaren Wellenlängenspektrum, bevor sie dadurch langsam zerfallen. Somit fungieren sie, nach Ansicht der Forscher, offenbar als Sonnenschutz-Pigmente der Nilpferde. Diesen Schutz haben die Tiere tatsächlich auch dringend nötig: Nur nachts zu fressen, stillt meist den enormen Hunger der Tiere nicht ausreichend, weswegen sie nicht selten außerhalb des Wassers bei praller Sonneneinstrahlung nach Nahrung suchen müssen – ohne hohen Lichtschutzfaktor nicht ratsam, zumindest in Afrika.
Die Hipposudoronsäure entpuppte sich darüber hinaus als bakteriostatisch gegenüber krankheitserregenden Pseudomaonas- und Klebsiella-Keimen – und das in den niedrigen Wirkstoff-Konzentrationen, in denen die Substanz auch natürlich auf der Haut zu finden ist. Dies könnte den Tieren also eine selbst produzierte Wundcreme bescheren. Zweckmäßig, denn häufige Kämpfe zwischen rivalisierenden Nilpferden schlagen in freier Wildbahn viele kleinere Wunden, die einem besonders wirksamen Wundschutz gegen lauernde Infektionen notwendig machen. Offenbar springt der rote Schweiß der Nilpferde auch hier in die Bresche.
Saikawa kündigt nun Folgeuntersuchungen an – etwa über Details des speziellen Stoffwechselwegs, mit dem die Nilpferde ihre ureigenen Schutzsalben-Säure produzieren. Und darüber, wie die im Labor eher vergänglich-fragilen Moleküle auf der dicken Nilpferdhaut über längere Zeiträume stabilisiert sein könnten. Proben-Nachschub scheint jedenfalls gefragt. Klingt so, als ob Satsuki und Jiro noch einmal für die Wissenschaft bluten und schwitzen dürfen.
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