3-D-Rekonstruktion: So haben Sie das Heidelberger Schloss noch nie gesehen
Heidelberg beherbergt nicht nur den Verlag Spektrum der Wissenschaft, sondern auch eine der berühmtesten Ruinen der Welt: Sein pittoreskes Schloss, auf halber Höhe am Hang oberhalb der beschaulichen Altstadt gelegen, zieht jährlich über eine Million Besucher an. Wie das Bauwerk vor seiner Zerstörung aussah, hat Julian Hanschke vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) in fünfjähriger Detailarbeit am Computer nachvollzogen.
Hanschke hat dafür auf historisches Bildmaterial zurückgegriffen und ein exaktes 3-D-Modell angefertigt. Die Simulation macht dem Betrachter unmittelbar klar, welche Pracht einst etwa die mit Figuren reich verzierten Fassaden der einzelnen Gebäude ausströmten. Wie der Schlosshof im Jahr 1683 ausgesehen haben dürfte, zeigt beispielsweise ein interaktives 360-Grad-Panorama.
Das Heidelberger Schloss erlebte im Lauf seiner Geschichte zahlreiche Um- und Anbauten. Ende des 17. Jahrhunderts erreichte es seinen vorläufigen Höhepunkt – die Baumeister hatten aus einer einstigen Befestigungsanlage eines der bedeutendsten Renaissancebauwerke nördlich der Alpen geschaffen.
Die Truppen Ludwigs XIV. schließlich bereiteten der Prachtentfaltung ein jähes Ende: In den Jahren 1689 und 1693 machten sie die Residenz der Kurfürsten der Pfalz zur Ruine. Auslöser waren Streitigkeiten um das Erbe des kinderlosen Pfalzgrafen Karl II., die in den Pfälzischen Erbfolgekrieg mündeten.
Die von Hanschke am Institut für Kunst- und Baugeschichte am KIT entstandenen Rekonstruktionen flossen zudem in eine 500 Seiten starke Abhandlung zur Architektur und Baugeschichte des Heidelberger Schlosses ein. Er griff dabei auf Material zurück, das vor rund 100 Jahren gesammelt wurde, um einen Wiederaufbau des Schlosses zu ermöglichen, ein Ansinnen, das heutzutage kaum einer noch verfolgt: Die pittoreske Ruine ist längst selbst zu einem eigenständigen Wahrzeichen geworden.
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