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Solarforschung: Stereo ist gestartet

Ständig in die Sonne zu blinzeln, ist nicht jedermanns Sache - zwei Neuankömmlinge im All sollen dies nun berufsmäßig erledigen. Sie übernehmen die Planstelle eines lang vermissten, verlässlichen Weltraumwetterfroschs.
Stereo: Zwei Sonden zur Sonnenbeobachtung
In der Nacht zum 26. Oktober gelangen der Nasa gleich zwei erfolgreiche Starts in einem: Problemlos transportierte eine Delta-II-Rakete den Sondenzwilling der Stereo-Mission ins All. Die beiden Observatorien von "Stereo" (Solar Terrestrial Relations Observatory) sollen gemeinsam dreidimensionale Abbildungen der Sonne sowie ihrer Eruptionen liefern und den Verlauf der Ausbrüche besser vorhersehbar machen.

Problemloser Nachtstart | Am 26. Oktober 2006 startet die Mission Stereo problemlos mit einer Delta-Trägerrakete von Cape Canaveral.
Bei Eruptionen der Sonne werden mehrere Milliarden Tonnen Materie aus der Sonnenatmosphäre mit bis zu 2000 Kilometern pro Sekunde Geschwindigkeit ins All geschleudert. Derartige koronale Materieausstöße können auf der Erde Polarlichter auslösen, beschädigen im Extremfall aber auch Satelliten und stören Telekommunikation und Energieversorgung. Für Astronauten in Regionen außerhalb des Magnet-Schutzschirms der Erde kann starke Sonnenaktivität sogar tödliche Folgen haben. Leider lassen sich aber gerade die in Richtung Erde gerichtete Eruptionen bislang nicht direkt beobachten. Die beiden Stereo-Sonden sollen daher eine seitliche, erdflankierende Beobachtungsposition einnehmen.

In die Sonne blinzeln aus zwei Richtungen: Die Stereo-Mission | Die beiden Stereo-Sonden beobachten koronale Massenauswürfe der Sonne aus zwei verschiedenen Blickwinkeln – nur so werden dreidimensionale Darstellungen dieser Eruptionen möglich. Eine der Sonden soll daher der Erde voraus, die zweite hinterher fliegen.
Diesen Posten werden die Sonden in drei Monaten nach einem Schwerkraftmanöver mit dem Mond erreichen. Für die baugleichen Observatorien sind dabei unterschiedliche Parkpositionen vorgesehen: Die vordere Sonde Stereo-A (für ahead) fliegt vor der Erde her und ist dabei etwas schneller, die hinter der Erde herfliegende Sonde Stereo-B (behind) dagegen etwas langsamer. Stereo-A wird die Sonne in 344 Tagen umkreisen, Stereo-B in 386 Tagen. Somit wächst der Abstand beider Sonden zueinander und zur Erde stetig an. Durch die Kombination der aus verschiedenen Blickwinkeln aufgenommenen Bilder kann dann ein dreidimensionales Bild von Sonneneruptionen errechnet werden. Die Daten langgedienter Sonnenbeobachter wie dem nun schon seit elf Jahren im All aktiven alten Soho-Satelliten können integriert werden und den Blick auf die Sonneneruptionen komplettieren.

Der Stereo-Zwilling ist mit einem leistungsfähigen Instrumentenpark ausgestattet. Die Hauptkomponente "Secchi" (Sun Earth Connection Coronal and Heliospheric Investigation) vereint dabei vier Instrumente, mit denen die koronale Materieausstöße von ihrer Geburt bis zum Auftreffen auf die Erd-Magnetosphäre dreidimensional beobachtet werden sollen. Dazu dienen eine Kamera für extrem kurzwelliges UV-Licht, zwei Koronagrafen und ein Heliosphären-Analysator.

Für Radiowellen ist "Swaves" (Stereo/Waves) zuständig: Es wird Störungen im Radiobereich vom Sonnen- bis zum Erdorbit belauschen. "Plastic" (Plasma and Supra-Thermal Ion Composition), soll die Zusammensetzung des von unserem Zentralgestirn ausgehenden Sonnenwindes analysieren und Protonen, Alpha-Teilchen und schwere Ionen erkennen. Auch "Impact" (In-situ Measurements of Particles and CME Transients) wird Partikel sammeln und untersuchen. Dadurch soll eine räumliche Darstellung der Verteilung energiereicher Sonnenmaterie sowie der örtlichen Magnetfeldvektoren möglich werden.

Die Mission soll mindestens zwei Jahre lang Daten liefern – wobei die Wissenschaftler insgeheim wohl auf eine deutlich längere Laufzeit hoffen.

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