Evolution: Totgeglaubte leben länger
Im Angesicht des Todes das Richtige zu tun, ist nicht einfach. Vor allem, wenn man erotische Avancen im Sinn hat. Listspinnenmännchen behalten einen kühlen Kopf - und kommen so zum Ziel.
Evolutionär gesehen, ist es für ein männliches Individuum jedweder Spezies ziemlich schlecht, wenn es gefressen wird, bevor es seine Gene verbreiten konnte. Noch schlechter allerdings ist es, wenn ausgerechnet die Verführung der Liebsten zur Todesfalle werden kann. Unter diesem Gesichtspunkt sind die Männchen der Listspinnen (Pisaura mirabilis) besonders arm dran: ihre Weibchen neigen zu sexuellem Kannibalismus, schlimmer noch, zu Kannibalismus vor dem Sex. Für sie ist es nämlich evolutionär gesehen ziemlich egal, ob irgendein Männchen seinen Samen verbreiten konnte oder nicht – für das holde Geschlecht zählt vielmehr die willkommene Portion Nährstoffe, und wenn der Hunger nagt, muss eben auch mal ein Verehrer dran glauben.
Tritt dann die Angebetete ins Blickfeld, wirft sich Spiderman in Pose: Die Vorderbeine über den Kopf gestreckt, mit dem Hinterteil auf dem Boden Halt suchend, baut er sich fast senkrecht vor dem Spinnenweibchen auf. Da zuviel Selbstbewusstsein jedoch tödlich enden könnte, bleibt der liebestolle Held vorsichtig und hält das Hochzeitsgeschenk mit seinen Cheliceren, den Kieferfühlern, wie einen Schutzschild vor sich.
Meist gelingt der Trick: Das Weibchen schnappt sich das Festessen, und während sie sich gütlich tut, kann der Achtbeiner heimlich unter sie schlüpfen und mit der Kopulation beginnen. Leider klappt die Taktik aber nicht immer: Bei einer eng verwandten Spinnenart müssen fünf bis zehn Prozent der Männchen trotz des Ablenkungsmanövers ihr Leben lassen.
Grund genug für die Spidermen, sich etwas Neues einfallen zu lassen, wie dänische Forscher jetzt bei Dating-Tests mit Listspinnen entdeckten. Der aktuelle Bagger-Trick: Ist die Dame mit ihrem Geschenk nicht zufrieden, stellt der Herr sich einfach tot. Mit starren Gliedern fällt er hinten über, ohne das Präsent dabei loszulassen. Wendet sich das Weibchen dann doch der toten Fliege zu, ist die Gelegenheit gekommen. Vorsichtig krabbelt der Spinnenmann unter die Partnerin, das Hochzeitsgeschenk weiterhin gut im Griff, und beginnt mit dem Sex. Wird das Weibchen daraufhin erneut ungehalten, spielt er wieder toter Mann – so lange, bis er seinen Samen losgeworden ist.
Dass die Art bislang noch nicht dem gesunden Appetit der Weibchen zum Opfer gefallen und ausgestorben ist, verdankt sie dem Einfallsreichtum der Spinnenmännchen. Um das Risiko eines frühzeitigen Todes zu verringern, bringen sie der Dame ihrer Wahl ein Präsent vorbei – eine große Fliege beispielsweise, gerne in zarte Spinnenseide verpackt; wenn es schnell gehen muss, auch mal ohne Geschenkpapier.
Tritt dann die Angebetete ins Blickfeld, wirft sich Spiderman in Pose: Die Vorderbeine über den Kopf gestreckt, mit dem Hinterteil auf dem Boden Halt suchend, baut er sich fast senkrecht vor dem Spinnenweibchen auf. Da zuviel Selbstbewusstsein jedoch tödlich enden könnte, bleibt der liebestolle Held vorsichtig und hält das Hochzeitsgeschenk mit seinen Cheliceren, den Kieferfühlern, wie einen Schutzschild vor sich.
Meist gelingt der Trick: Das Weibchen schnappt sich das Festessen, und während sie sich gütlich tut, kann der Achtbeiner heimlich unter sie schlüpfen und mit der Kopulation beginnen. Leider klappt die Taktik aber nicht immer: Bei einer eng verwandten Spinnenart müssen fünf bis zehn Prozent der Männchen trotz des Ablenkungsmanövers ihr Leben lassen.
Grund genug für die Spidermen, sich etwas Neues einfallen zu lassen, wie dänische Forscher jetzt bei Dating-Tests mit Listspinnen entdeckten. Der aktuelle Bagger-Trick: Ist die Dame mit ihrem Geschenk nicht zufrieden, stellt der Herr sich einfach tot. Mit starren Gliedern fällt er hinten über, ohne das Präsent dabei loszulassen. Wendet sich das Weibchen dann doch der toten Fliege zu, ist die Gelegenheit gekommen. Vorsichtig krabbelt der Spinnenmann unter die Partnerin, das Hochzeitsgeschenk weiterhin gut im Griff, und beginnt mit dem Sex. Wird das Weibchen daraufhin erneut ungehalten, spielt er wieder toter Mann – so lange, bis er seinen Samen losgeworden ist.
Die Strategie geht auf. Simuliert ein Männchen sein Lebensende, ist der Sex gesichert – anders als bei Artgenossen, die noch nicht auf den morbiden Trick gekommen sind. Die gelangen nur in gut der Hälfte der Versuche zum Ziel. Denn noch haben nicht alle Listspinnenmännchen den Liebreiz totenstarrer Glieder entdeckt: In den Versuchen der Dänen wandten nur rund dreißig bis vierzig Prozent die Scheintod-Strategie an. Entsprechend gab es in der Studie auch einen Toten zu beklagen. Er wurde Opfer seiner evolutionär konservativen Einstellung.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.