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Artenvielfalt: Uhus Verdauung enthüllt seltene Arten

Eulen sind geschickte Jäger, verdauen aber nicht alles. Die Überreste sind zumindest für Biologen ein Gewinn. Sie erfahren dadurch mehr über die lokale Artenvielfalt.
Gewölle einer Eule

Wenn Biologen wissen wollen, welche Kleintiere in einem bestimmten Gebiet leben, müssen sie manchmal auch gewöhnungsbedürftige Wege gehen und beispielsweise Speiballen auseinandernehmen. Die Gewölle genannten und von Eulen sowie Greifvögeln herausgewürgten Nahrungsreste enthalten unverdauliche Knochen oder Panzer der Beute, die sich dann bestimmen lassen. Mit Hilfe dieser Überreste konnten die beiden Biologen Dragan Chobanov von der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften und Boyan Milchev von der Universität für Forstwirtschaft in Sofia belegen, dass die vom Aussterben bedrohte Laubheuschreckenart Bradyporus macrogaster in bestimmten Regionen Bulgariens noch vorkommt – auch wenn sie dort eine beliebte Uhunahrung zu sein scheint. Das berichten die beiden Forscher im Journal »Travaux du Muséum National d'Histoire Naturelle ›Grigore Antipa‹«.

Prinzipiell gehört die Balkanregion zu den artenreichsten Regionen für Grashüpfer, Grillen und Laubheuschrecken in Europa und generell zu den diversesten Gebieten der gemäßigten Breiten der Alten Welt. Gerade der Nachweis der Insekten ist aber relativ schwierig in der gebirgigen und teilweise schwer zugänglichen Region. Allerdings fressen Eulen wie der Uhu auch gerne und häufig große Insekten, deren Chitinpanzer jedoch unverdaut wieder ausgeschieden wird. Chobanov und Milchev analysierten daher die Gewölle der Vögel von 53 Brutplätzen und wiesen dabei regelmäßig die Überreste von drei Laubheuschreckenarten nach.

Alle drei Spezies gelten als selten bis vom Aussterben bedroht in Bulgarien, was die Uhus natürlich nicht vom Beutemachen abhält. Nach Beobachtungen der Wissenschaftler müssen die Eulen vor allem dort auf große Insekten ausweichen, wo die bevorzugte Beute wie kleinere bis mittlere Säugetiere und Vögel zahlenmäßig abgenommen hat.

Laubheuschrecke | Große Insekten wie diese Laubheuschrecke der Art Bradyporus macrogaster gehören ebenfalls zur Nahrung von Uhus und können durch Überreste im Gewölle bestimmt werden.

Das gehäufte Vorkommen von Bradyporus macrogaster als Nahrungsrest in einem der Gebiete werten Chobanov und Milchev auch als Hinweis, dass man diesen Standort besser schützen müsse: Er bietet offensichtlich optimale Bedingungen für solche großen Laubheuschrecken. Biologen sollten zudem in anderen Regionen noch stärker darauf achten, welche Insekten von Eulen gefressen werden, um mehr über die Artenvielfalt vor Ort zu erfahren.

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