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Kuhmist: Vergiftete Hinterlassenschaften

Weil Kuhmist mit Medikamenten und anderen Chemikalien verseucht ist, kämpft selbst der Mistkäfer inzwischen ums Überleben. Intensive Landwirtschaft bedroht die Lebensräume vieler Arten.
Mistkäfer Anoplotrupes stercorosus

Wenn Roland Suikat einen Kuhfladen seziert, geschieht das mit fachlicher Präzision. Zuerst sticht er sein mitgebrachtes Stemmeisen seitlich in den Haufen und schneidet vorsichtig quer hindurch, wie ein Konditor, der den Biskuitboden teilt. Dann hebt er mit einer ruckartigen Bewegung den leicht angetrockneten Deckel ab. »Außen schön knusprig, innen frisch!«, sagt er mit Kennermiene, während das Biotop Kuhfladen seinen ganzen Duft entfaltet.

Unter der harten Kruste kommt ein komplexes Gängesystem zum Vorschein, durch das blitzschnell Käfer in alle Richtungen das Weite suchen. Es sind räuberische Kurzflügelkäfer. Sie leben von den Larven der anderen Dungbewohner, die es sich hier gemütlich gemacht haben. Kurzflügler interessieren Suikat nicht sonderlich – er hat sich auf Mistkäfer spezialisiert. Auch aus praktischen Gründen. Um die schnellen Räuber zu fangen, müsste er beherzt zufassen. »Dazu habe ich keine Lust«, sagt der Entomologe mit leicht angewiderter Miene. »Oder wollen Sie da reingreifen?«

Aber viel entscheidender ist für ihn, dass es den Kurzflügelkäfern im Großen und Ganzen gut geht, weil viele Arten auch noch Aas und weitere modrige Lebensräume besiedeln. Bei den Mistkäfern ist das anders. Sie fressen nur Mist. Und das wurde für sie zum Problem. »Dung- und Mistkäfer gehören zu den am stärksten bedrohten Gruppen unter den Insekten«, sagt Suikat. »Von den 47 in Schleswig-Holstein lebenden Offenlandarten sind 40 Prozent entweder bereits ausgestorben, oder sie tummeln sich auf der Roten Liste der besonders gefährdeten Arten.«

Kuhfladen – ein immer rarer werdender Lebensraum

Seit Jahren beschäftigt sich Suikat mit den Bestandsentwicklungen von Dung- und Mistkäfern in Schleswig-Holstein. Und er hat den jahrzehntelangen Niedergang dieser nützlichen Tiere ausführlich dokumentiert. Eine Geschichte, die, wie so viele, mit der Intensivierung der Landwirtschaft zu tun hat. Das Sterben der Mistkäfer ist eine besondere Erscheinungsform des Insektensterbens, für die vor allem zwei Faktoren verantwortlich sind. Zum einen wird der Lebensraum der Tiere, die Kuhfladen, zur Mangelware in Deutschland. Denn in der industriellen Massentierhaltung ist es nicht mehr vorgesehen, dass Kühe auf der Weide stehen. Sie fristen ihr gesamtes trauriges Leben in Ställen. Eine Entwicklung, die in den letzten zehn Jahren durch die Energiewende noch einmal unheilvoll verstärkt wurde – weil durch die Subventionierung von Biogasanlagen selbst die letzten extensiv genutzten Flächen für den Mais- und Energiepflanzenanbau umgebrochen wurden.

Um zu diesem Prachtexemplar von Kuhfladen vorzudringen, dessen Innenleben wir gerade inspizieren, sind wir fast eine Stunde durch die hügelige Landschaft der Holsteinischen Schweiz gefahren, ohne auch nur eine einzige Kuh gesehen zu haben. Wer hätte noch vor zehn Jahren geglaubt, dass das Urbild deutscher Landschaft, schwarz-weiß auf grünem Grund, so bald der Vergangenheit angehören würde?

Tödliche Pferdeäpfel

Der zweite Faktor, der den Mistkäfern zusetzt, hat mit den Breitbandbioziden zu tun, mit denen die Tiere behandelt werden, die ihnen ihre Nahrung liefern. Das sind Medikamente, die den Hochleistungsnutztieren gegen Parasiten verabreicht werden, zum Beispiel Wurmkuren. Die hochwirksamen Insektengifte machen die Exkremente der Tiere toxisch. Steht also doch mal eine Kuh auf der Weide, werden ihre Fladen zur tödlichen Mahlzeit für die nützlichen Insekten.

Besonders fatal ist das bei Reitpferden, die nahezu durchgehend routinemäßig behandelt werden: Deren Äpfel üben auf Dungkäfer eine unwiderstehliche Lockwirkung aus. Sie folgen dem Duft kilometerweit – um dann bei der Verrichtung ihrer nützlichen Arbeit zu verenden. Vor ein paar Jahren, erzählt Suikat, habe er mal einen Pferdeapfel gefunden, um den herum im Umkreis von zehn Metern Dutzende toter Käfer lagen. »Es war ein sehr trauriges Bild! Eigentlich müsste man Reitern verbieten, durch die Landschaft zu reiten, vor allem durch Wälder und Naturschutzflächen«, schimpft Suikat.

»Eigentlich müsste man Reitern verbieten, durch die Landschaft zu reiten, vor allem durch Wälder und Naturschutzflächen«Roland Suikat, Insektenforscher

Dagegen ist unser Kuhfladen noch eine kleine heile Welt. Er stammt von einem Heckrind – große, Respekt einflößende Tiere mit langen Hörnern, die unser Treiben aus einiger Entfernung misstrauisch beobachten. Hier im Weidegebiet Olendieksau bei Langwedel werden die Tiere zusammen mit Konik-Wildpferden ganzjährig zur Offenhaltung der Landschaft eingesetzt. Die Fläche gehört der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. »Ohne diese extensiven Weideprojekte sähe es noch schlechter aus für die Mistkäfer«, sagt Suikat. »Hier könnten sogar einige Arten, die vielerorts bereits verschwunden sind, zurückkehren. Warum sie es noch nicht getan haben, wissen wir nicht genau.«

Buntes Leben im Kuhfladen

Suikat hat sich mit seinem Stemmeisen inzwischen in tiefere Schichten des Kuhfladens vorgearbeitet. Wasserkäfer kriechen davon, ein paar Fliegenmaden versuchen, sich herauszuwinden. Nach kurzem Rühren ist er auf die erste Rote-Liste-Art gestoßen: ein hübscher roter Käfer mit schwarzen Flügelenden. »Aphodius foetens«, ruft er. »Schönes Exemplar!« Das sei auch so ein Irrtum, erklärt er mir, dass die meisten Leute glauben, Dungbewohner seien alle braun. »Dabei sind sie erstaunlich bunt! Nehmen sie Emus hirtus, einen großen Kurzflügler. Er sieht aus wie eine Hummel, sein Körper ist mit langen gelben und schwarzen Haaren bedeckt.«

»Ist das nicht unpraktisch in so einem Kuhfladen?«, frage ich. »Im Gegenteil. Durch das Gängesystem kommen sie sauber und trockenen Fußes durch den Mist. Die sehen immer aus wie aus dem Ei gepellt«, antwortet Suikat, während er seinen dungbesudelten Meißel im Gras abwischt. Er wirkt, als würde er Emus hirtus um diese Eigenschaft beneiden.

Kühe auf der Weide | In Deutschland wird dieser Anblick immer seltener.

Woher kommen die »Betonfladen«?

Ich bin mit Suikat zu dieser Mistkäferexpedition aufgebrochen, weil ich mehr über das Phänomen der »Betonfladen« erfahren wollte. Ein Phänomen, das Wissenschaftler seit Jahren beschreiben: dass da, wo noch Kühe auf der Weide sind – selbst im ökologischen Landbau –, die Exkremente wie Beton auf der Erde liegen bleiben, weil sie nicht mehr von den Dunginsekten zersetzt werden können.

Als der Begriff im vergangenen Jahr das erste Mal aufkam und sogar seinen Weg in den »Insektenatlas« des BUND fand, sorgte er für einige Diskussionen. Der Deutsche Bauernverband sieht in ihm einen Kampfbegriff, mit dem Umweltschützer wieder einmal Stimmung gegen die Bauern machen. Es gebe keine eindeutigen Studien dazu, ob die steinharten Fladen die Folge fehlender Insekten seien oder ob sie durch Wind und Sonne so ausgetrocknet würden. Der Begriff sei »irreführend«, wissenschaftlich nicht abgesichert und ignoriere die notwendige Abwägung zwischen Tierwohl und Umweltschutz, so eine Sprecherin.

Doch Betonfladen hin oder her – dass die Antiparasitika verschiedene Dunginsekten deutlich schädigen, ist durch zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen belegt. Das dem Bundeslandwirtschaftsministerium unterstellte Thünen-Institut listet in einer Literaturübersicht zum Thema gleich dutzende Studien dazu auf. Erstmals wurde das Phänomen von Dungfladen, die nur stark verzögert zerfallen, in den 1980er Jahren beobachtet – und schon damals wurde ein Zusammenhang vermutet mit der kurz zuvor erfolgten Einführung des Medikaments Ivermectin zur Behandlung von Weideparasiten bei Rindern.

Die Cambridger Wissenschaftler Richard Wall und Les Strong warnten schon 1987 vor den toxischen Folgen des Medikaments für die ökologisch nützlichen Dungbewohner – sechs Jahre nachdem das Mittel in Deutschland erstmals eingesetzt worden war. Es gehört zu den so genannten makrozyklischen Laktonen oder Avermectinen, eine Wirkstoffgruppe, die nach ihrer Entdeckung wie ein Wundermittel der modernen Viehhaltung gefeiert wurde. Es wird den Tieren wie ein Aufguss über die Rückenlinie geschüttet oder als Ohrclip mit Langzeitwirkung verabreicht. Aufgenommen wird es über die Haut und weil die Tiere es ablecken.

Avermectine schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie wirken sowohl im Inneren gegen die gefährlichen Darmparasiten als auch gegen äußere Plagegeister wie Zecken, Bremsen, Fliegen und Mücken. Die können zu einer solchen Belastung werden, dass die Weidetiere vor lauter Stress abmagern und krank werden. »Ohne Avermectine wäre Intensivweidewirtschaft, wie wir sie heute kennen, nicht möglich«, sagt Georg von Samson-Himmelstjerna. »Die Lammfleischproduktion im großen Stil hat damit überhaupt erst begonnen. Bis in die 1970er Jahre gab es nur Hammelfleisch, das wegen seines herben Geschmacks in Deutschland wenig beliebt war.«

Magenwürmer bedrohen die Schafhaltung

Der Parasitologe beschäftigt sich an der Freien Universität Berlin mit all den winzigen Organismen, die den Nutztieren das Leben schwer machen. Zum Beispiel mit Ostertagia ostertagi, einem etwa einen Zentimeter langen Magenwurm, der bei Rindern heftige innere Entzündungen hervorrufen kann. Oder seinem Verwandten, Haemuncus contortus, dem Roten Magenwurm, der vor allem Schafe befällt. Die Eier der Parasiten, erzählt er mir, werden mit dem Kot der Tiere ausgeschieden und überwintern als Larven auf der Weide, bis sie im nächsten Frühjahr von den Tieren wieder aufgenommen werden. Es gab sie schon immer, und angenehm waren sie für die Tiere nie.

Doch erst mit der Massentierhaltung wurden sie zum Problem. Bei extensiver Weidehaltung hält sich der Befall im Rahmen, und solange die besonders anfälligen Kälber von ihren Müttern gesäugt werden, fressen sie weniger Gras und bekommen noch dazu eine Portion Antikörper mit auf den Weg. Werden Jungtiere aber zur intensiven Fleisch- und Milchproduktion separat gehalten und stehen dicht gedrängt auf der Weide, dann vermehren sich die Parasiten exponentiell. Befallene Tiere werden krank und können sogar sterben.

»Bis heute gibt es zur Behandlung mit Avermectinen in der Intensivtierhaltung keine wirkliche Alternative«, sagt von Samson-Himmelstjerna. »Was man allerdings tun kann, ist die Zeit der Behandlung so kurz wie möglich zu halten. Und vor allem auf so genannte Boli verzichten.« Ein Bolus, Mehrzahl Boli, ist ein kleiner Bolzen, den man im Vormagen der Kuh einpflanzt, von wo aus er bis zu 120 Tage lang Wirkstoffe abgeben kann. Für die Kuh auf der Weide bedeutet es lang anhaltenden Schutz – für die im und vom Dung lebenden Insekten 120 Tage lang todbringende Kuhfladen.

Parasiten werden immun

Die häufige flächendeckende Behandlung ganzer Herden über einen langen Zeitraum birgt allerdings noch eine andere Gefahr: Resistenzen. Bei Schafen und Pferden sei das bereits der Fall, warnt von Samson-Himmelstjerna. Schon jetzt gebe es ganze Regionen in Südafrika und Australien, in denen die Schafhaltung nicht mehr möglich sei, weil die Parasiten immun wurden gegen die Avermectine.

Statt immer mehr giftige Wirkstoffe in Stellung zu bringen, könnte es eine Lösung geben, so der Parasitologe, die sowohl Resistenzen vorbeugen als auch den Dungkäfern helfen könnte: die selektive Entwurmung. Dabei behandelt man nur einen Teil der Herde – nur die Individuen, die besonders viele Parasiteneier ausscheiden oder krank wirken. Das würde die Ausbreitung der Parasiten verringern und den Druck von der Herde nehmen. Und für die Mistkäfer wären noch genügend Dunghaufen übrig, die nicht vergiftet sind.

Allerdings wird dieses Verfahren in Deutschland bisher nicht praktiziert. Noch wirken die Medikamente – und die ganze Herde zu behandeln, ist für Landwirte einfacher und bequemer. Und solange der Bauernverband das Problem negiert, wird sich daran zunächst wohl wenig ändern. »Uns ist bislang kein ›Sterben‹ von Dungkäfern bekannt und auch kein Kuhfladen, der sich dauerhaft dem mikrobiologischen Abbau entziehen könnte«, erklärt mir auf Anfrage eine Sprecherin des Verbands.

Weniger Tiere pro Fläche statt Medikamente

Was auch helfen würde: weniger Tiere pro Fläche. Inzwischen ist Roland Suikat in seinem Fladen auf eine weitere Rote-Liste-Art gestoßen: Philonthus nitidus, ein Zentimeter lang, rote Flügeldecken. Gleich daneben versucht ein großer, glänzend schwarzer Mistkäfer im feuchten Sud dem Zugriff der Wissenschaft zu entkommen. Erfreut hält der Entomologe das zappelnde Tier mit seinem Stemmeisen fest. »Wen haben wir denn hier? Aphodius fossor! Den mochte ich schon als Kind so gerne!«

Auch Aphodius fossor ist selten geworden. Leider seien noch nicht einmal Weideprojekte auf Naturschutzflächen von der Chemikalisierung der Landschaft ausgenommen, sagt Suikat. Vor einiger Zeit fiel ihm auf, dass auch hier in Olendieksau die Kuhfladen auf einmal wie harte Flatschen auf der Weide lagen. Sämtliche Dungkäfer waren verschwunden. Als Suikat Alarm schlug, stellte sich heraus, dass die Rinder veterinärmedizinisch behandelt worden waren. Auf sein Betreiben hin wurde die Behandlung eingestellt. Die Käfer kehrten zurück.

Den Rindern hat es offenbar nicht geschadet. Sie stehen in einiger Entfernung und schauen interessiert zu, wie wir in ihren Exkrementen stochern. Wir laufen ein Stückchen weiter, auf der Suche nach neuen Hinterlassenschaften. An manchen Stellen sieht man, dass das Gras eine leicht bläuliche Färbung hat: Dort lag bis vor Kurzem noch ein Flatschen, der von den Dunginsekten bereits restlos abgebaut wurde.

Vielfältiges Leben in Kuhfladen und Co

Ein gesunder Kuhfladen, Pferdeapfel oder Schafköttel ist eine äußerst vielfältige Lebensgemeinschaft. Nicht nur Käfer leben von ihm: Wissenschaftler im Rheinland fanden auf einer extensiv genutzten Weide über das Jahr hinweg mehr als 50 verschiedene Käferarten: Dung- und Mistkäfer, Wasserkäfer, Stutzkäfer, Kurzflügelkäfer und Federflügler. Dazu kommen noch einmal mindestens ebenso viele Fliegenarten, deren Larven sich im Dung entwickeln. Außerdem Vögel, die im Fladen nach Insekten stochern, und Fledermäuse, die im Niedrigflug die ankommenden Fliegen abfangen.

Doch die Mistkäfer, die zur Familie der Blatthornkäfer gehören, sind die mit Abstand wichtigsten Dungverwerter. Genau genommen leben die meisten von ihnen gar nicht im Kuhfladen oder Pferdeapfel selbst, sondern in der Erde unter ihm, erklärt mir Suikat. Dort graben sie Gänge in unterschiedlichen Tiefen und ziehen den Dung hinein, damit ihre Larven sich davon ernähren können.

Der Stierkäfer – ein großes Tier mit drei imposanten Hörnern am Kopf – gräbt bis zu einen Meter tiefe Tunnel in den Boden. Dadurch tragen sie nicht nur zur Belüftung des Bodens, sondern auch zur Verteilung der Nährstoffe bei. Andere, wie der Pillendreher, kneten den Dung zu Kugeln und rollen ihn bis zu neun Meter weit über alle möglichen Hindernisse hinweg, um ihn dann als Winternahrungsvorrat für die Brut im Erdboden zu versenken. Kein Wunder, dass die Ägypter den vorausschauenden Skarabäus als heilig verehrten. Die einzige deutsche Pillendreherart, der Matte Pillenwälzer, trägt übrigens den lateinischen Namen Sisyphus.

Fladen hui, Gülle pfui

Doch ohne Kühe auf der Weide geht der Pillenwälzer leer aus. Dabei ist es ja nicht so, dass es in Deutschland an Kuhscheiße mangeln würde. Was ist mit der vielen Gülle, die in die Landschaft gekippt wird, als Dünger, aber auch als Abfallprodukt der in den Großmastställen stehenden Tiere? Müssten die Dungbewohner hier nicht neuen, niemals endenden Wonnen entgegenfliegen? »Das tun sie, nur dass sie im Paradies nie ankommen«, stellt Suikat klar. Die Dungkäfer, erklärt er mir, werden von dem Geruch zwar angezogen. Doch mit der flüssigen Gülle, die im Boden versickert, können sie nichts anfangen.

Gülle besteht aus Urin und Kot von verschiedenen Nutztieren, von Kühen bis Hühnern. Mistkäfer brauchen als Lebensraum aber einigermaßen festen Kot von Pflanzenfressern, der mit den Resten von Pflanzenfasern versetzt ist. Schon der Mist von Schweinen, die Allesfresser sind, ist ungeeignet. Und der von Hunden und Katzen sowieso. Abgesehen davon, dass natürlich die Gülle mit Medikamentenrückständen belastet ist. »Was ist mit den Rehen und Hirschen im Wald? Die hinterlassen doch ebenfalls Dung!«, frage ich. »Ja, aber das reicht als Menge nicht aus und nützt zudem nicht den vielen Arten, die nur im Offenland vorkommen.«

Es sieht nicht gut aus für die deutschen Mistkäfer. Wie auch für die allermeisten Kühe, die nicht das Glück haben, wie hier in Olendieksau beim Wiederkäuen den Blick über den weiten Horizont schweifen lassen zu können. Als hätten sie meine Gedanken erraten, kommt auf einmal Bewegung in die Herde auf unserer Weide. Wie eine schwarze Mauer bewegen sie sich langsam auf uns zu, der Bulle vorneweg. Ob aus Neugier oder aus Mordlust, warten wir lieber nicht ab. Wir ziehen uns hinter das rettende Gatter zurück. Suikat nimmt es nicht persönlich. Er kann ein anderes Mal wiederkommen. Ein kleiner Trost: Die letzten Mistkäfer im Umkreis von dutzenden Kilometern sind gut geschützt. Auch vor der Wissenschaft.

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