Innere Uhr: Urbane Frühaufsteher
Stadtamseln ticken anders als ihre Artgenossen in Wald und Flur, berichtet ein Team von Wissenschaftlern aus Deutschland, Schottland und den USA. Wie ihre Vergleiche zeigten, wird der Biorhythmus urbaner Vögel durch die Umgebung stark verändert.
Zunächst beobachteten Davide Dominoni vom Radolfzeller Max-Planck-Institut für Ornithologie und seine Kollegen die Vögel in ihrer natürlichen Umgebung. Dafür statteten sie Amseln (Turdus merula) aus der Münchner Innenstadt und einem nahe gelegenen Waldgebiet mit Minisendern aus. Dabei zeigte sich, dass Landamseln den Tag gewöhnlich mit dem Sonnenaufgang begannen, während Amseln aus der Stadt schon eine halbe Stunde eher munter waren.
Um die innere Uhr der Tiere unabhängig von äußeren Taktgebern wie der Sonne zu untersuchen, fingen die Wissenschaftler dann die Tiere ein und setzten sie in abgeschottete Versuchskammern. Wieder gab es deutliche Unterschiede, wie Barbara Helm von der Universität Konstanz erklärt: "Die innere Uhr der Stadtamseln lief in den Kammern etwa 50 Minuten schneller. Außerdem war sie störanfälliger. Das Stadtleben bringt das Leben der Vögel also in einen anderen Takt."
Inwieweit auch Stadtmenschen einen labileren Biorhythmus haben, ist unklar. Ein veränderter Schlafrhythmus kann zum Beispiel Depression und Übergewicht begünstigen.
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