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News: Verlassener Körper

Geschichten über Menschen, die ihren Körper verlassen und ihn dann seelenruhig unter sich liegen sehen, hatten bisher immer etwas Gespenstisches. Nun hat sich die "harte" Wissenschaft dem Thema genähert und den hierfür verantwortlichen Gehirnbereich festgenagelt.
Es soll Menschen geben, die liegen in ihrem Bett und irgendwie auch wieder nicht. Ihr Bewusstsein hat den trägen Körper als leere Hülle auf der Bettstätte zurückgelassen und macht sich alleine auf Wanderschaft. Liebhaber von Gespenstergeschichten und Fans des Gruselautors Stephen King kennen dieses Phänomen.

Das schwebende Bewusstsein scheint aber keine reine Erfindung zu sein, wie ein Team Schweizer Psychologen der Hôpiteaux Universitaire de Genève bei Beobachtung einer an Epilepsie leidenden Patientin beobachten konnten.

Die 43-jährige Frau, die seit über elf Jahren an epileptischen Anfällen leidet, konnte bei ihrer Untersuchung eine sicherlich zumindest interessante Erfahrung machen. Nachdem die Magnetresonanz-Methode keine die Epilepsie verursachenden Läsionen im Gehirn der Frau orten konnten, suchten die Psychologen um Olaf Blanke mit implantierten Elektroden nach dem auslösenden Zentrum.

Der epileptische Fokus fand sich hierbei recht schnell, doch auch etwas völlig Unerwartetes wartete auf die Forscher: Piksten sie ihre Elektrode in den so genannten rechten Gyrus angularis, berichtete ihre Patientin von sonderbaren Phänomen. Die ersten Stimulationen mit einer Amplitude von zwei bis drei Milliampere induzierten bereits eine leicht veränderte Wahrnehmung der Patientin; so fühlte sie sich von einer großen Höhe herunterfallen beziehungsweise in die Kissen zurücksinken.

Doch dann kam es: Bei 3,5 Milliampere kam es zur ersten außerkörperlichen Erfahrung (out-of-body experience; OBE), also zu dem Gefühl, sich außerhalb des eigenen Körpers zu befinden. So sah die Frau sich selbst im Bett liegen, wobei sie jedoch nur ihre Beine und ihren Unterleib zu Gesicht bekam. Zwei nachfolgende Stimulationen führten zum selben Ergebnis, begleitet von einer gefühlten Leichtigkeit und dem Fliegen knapp unterhalb der Decke.

Nur auf ihre Beine angesprochen, kamen diese der Patientin kürzer vor als in Wirklichkeit. Hatten die Psychologen ihre Beine vor der Stimulation des Hirnbereichs zusätzlich fixiert, bewegten sie sich – nach Beschreibung der Betroffenen – in immer schnellerem Tempo auf ihr Gesicht zu und machten dabei ausweichende Bewegungen. Ähnliche Beobachtungen machte sie mit ihren Armen.

Für Blanke und seine Mitstreiter sind OBEs nichts weiter als ein Versagen unseres Gehirns. Ist es nicht in der Lage, die komplexen Empfindungen unseres Körpers mit den eingehenden Information in Einklang zu bringen, dann kommt es zu solchen gespenstisches Körperwahrnehmungen. Obwohl die Psychologen die dahinterliegenden neurologischen Mechanismen nicht vollständig verstehen, so schreiben sie doch dem Verarbeitungsprozess der eintreffenden Informationen eine wichtige Rolle zu.

Nun, wer weiß. Vielleicht sind bestimmte Meditationsübungen nichts weiter als die Stimulation eben des verdächtigen Gehirnareals. Ein Versuch wäre es auf jeden Fall wert.

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