Verhalten: Von Armen umfangen
Seit den Zeiten des Seemannsgarns ranken sich um Tiefseekalmare viele Anekdoten und Ammenmärchen. Das wirkliche Leben der Kopffüßer allerdings blieb lange im Dunkeln der Tiefe verborgen. Nun kommt Erstaunliches ans Licht.
Tiefseekalmare gelten als Wanderer zwischen den Welten: Während junge Tiere häufig nahe der Meeresoberfläche gesichtet werden, gehen insbesondere ältere Exemplare eher in tieferen Gewässern ins Netz. Viele Forscher vermuten daher, dass die Tiere mit zunehmendem Alter in immer tiefere Bereiche des Meeres vorstoßen. Diese Vorliebe für die dunkle Seite der Ozeane stellt die Wissenschaft bislang vor große Probleme. Denn Verhaltensstudien in bis zu 3000 Metern Tiefe sind wahrlich kein Kinderspiel.
Nun ist es Wissenschaftlern vom Forschungsinstitut des Monterey-Bay-Aquariums in Kalifornien erstmals gelungen, die Tiere in der Laichzeit zu beobachten – in Tiefen zwischen 1500 und 2500 Metern. Brad Seibel, Bruce Robinson und ihr Kollege Steven Haddock nutzten dazu das speziell für die Tiefseeforschung entwickelte U-Boot Tiburon, das über ein langes Kabel mit dem Mutterschiff Western Flyer verbunden ist und so Daten und Bilder aus bis zu 4000 Metern Tiefe übermitteln kann. Mit Hilfe der Sensoren und einer Kamera gelang es ihnen so, fünf weibliche Kalmare aufzuspüren. Beim Blick auf die Monitore machten sie dabei eine erstaunliche Entdeckung: Die Kalmare legten ihre Eier nicht etwa irgendwo ab – sie hielten sie in den Armen.
Filmaufnahmen der Tiefseekamera zeigten, dass die Kalmare die Eier durch regelmäßige Armkontraktionen in Bewegung hielten: So werden sie immer wieder mit Wasser umspült – vermutlich, so die Wissenschaftler, um sie in der hypoxen Umgebung möglichst gut mit Sauerstoff zu versorgen. Aggressive oder hektische Armbewegungen, etwa bei Fluchtversuchen, löste bei schon reifen Eiern das Schlüpfen der Jungtiere aus; noch unfertige Gelege allerdings zerfielen.
Das fürsorgliche Verhalten der Kalmar-Mamas ist darum nicht allein positiv: Zwar sorgt die Aufopferung der Weibchen sicherlich für zahlreichen Nachwuchs, doch macht es sie auch zur perfekten Beute für ihre Fressfeinde. Und die Gefahr ist groß: Die Kalmarweibchen bewegen sich während ihrer Brutpflege genau auf der Jagdroute von Walen und See-Elefanten.
Aus diesem Grund blieb auch das Laichverhalten der im Pazifik und im Atlantischen Ozean weit verbreiteten Art Gonatus onyx lange ein Rätsel – bevorzugt die kleine Kalmarart doch für ihre Eiablage ebenfalls die Abgeschiedenheit der Tiefsee. Aus Mangel an Erkenntnissen vermutete man daher, dass Gonatus onyx seine Eier genauso ablegt wie alle seine übrigen Verwandten: am Seeboden oder an Seegräsern, wo sie dann mutterseelenallein heranwachsen.
Nun ist es Wissenschaftlern vom Forschungsinstitut des Monterey-Bay-Aquariums in Kalifornien erstmals gelungen, die Tiere in der Laichzeit zu beobachten – in Tiefen zwischen 1500 und 2500 Metern. Brad Seibel, Bruce Robinson und ihr Kollege Steven Haddock nutzten dazu das speziell für die Tiefseeforschung entwickelte U-Boot Tiburon, das über ein langes Kabel mit dem Mutterschiff Western Flyer verbunden ist und so Daten und Bilder aus bis zu 4000 Metern Tiefe übermitteln kann. Mit Hilfe der Sensoren und einer Kamera gelang es ihnen so, fünf weibliche Kalmare aufzuspüren. Beim Blick auf die Monitore machten sie dabei eine erstaunliche Entdeckung: Die Kalmare legten ihre Eier nicht etwa irgendwo ab – sie hielten sie in den Armen.
Die Forscher fingen zwei Exemplare und untersuchten sie genauer: Die Kopffüßer trugen eine riesige Blase, die weit über ihre Fangarme hinaus ragte. Die Eier waren auf zwei Membranen aufgereiht, die zum Mund des Kalmars und zum entgegengesetzten Ende hin offen waren. Von den acht Fangarmen und zwei Tentakeln eingerahmt entstand so eine trichterförmige Röhre, die sich zum Kopf des Tieres hin verjüngte. Die Membranen enthielten zwischen 2000 und 3000 Eier.
Filmaufnahmen der Tiefseekamera zeigten, dass die Kalmare die Eier durch regelmäßige Armkontraktionen in Bewegung hielten: So werden sie immer wieder mit Wasser umspült – vermutlich, so die Wissenschaftler, um sie in der hypoxen Umgebung möglichst gut mit Sauerstoff zu versorgen. Aggressive oder hektische Armbewegungen, etwa bei Fluchtversuchen, löste bei schon reifen Eiern das Schlüpfen der Jungtiere aus; noch unfertige Gelege allerdings zerfielen.
Zu solch kraftaufwändigen Anstrengungen sind die brütenden Weibchen allerdings nur anfangs in der Lage: Aufgrund der Größe der Eier und der Kälte des Wassers von nur etwa zwei bis drei Grad dauert die Entwicklung der Embryonen bis zu neun Monate, vermuten Seibel und seine Kollegen. Da die Kalmare alle ihre Arme dem Nachwuchs widmen, haben sie in dieser Zeit keine Tentakel zum Jagen frei. Die Weibchen müssen daher während der langen Fastenkur alle ihre Energiereserven nutzen. Entsprechend waren die Weibchen, die schon sehr reife Eier trugen, auch dann nicht zu Fluchtversuchen zu bewegen, als die Forscher sie mit einem großen Saugapparat fingen – sie waren einfach zu ausgelaugt.
Das fürsorgliche Verhalten der Kalmar-Mamas ist darum nicht allein positiv: Zwar sorgt die Aufopferung der Weibchen sicherlich für zahlreichen Nachwuchs, doch macht es sie auch zur perfekten Beute für ihre Fressfeinde. Und die Gefahr ist groß: Die Kalmarweibchen bewegen sich während ihrer Brutpflege genau auf der Jagdroute von Walen und See-Elefanten.
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