Partnerwahl: Von der besten Seite
Schief ist schlecht, symmetrisch schön. Oder zumindest begehrenswert - soll ein ebenmäßiges Äußeres doch schließen lassen auf hohe innere Werte, genauer gesagt: vorzügliche genetische Qualität. Nur ist niemand wirklich so gleichförmig gestrickt. Was bleibt? Sich immer von der besten Seite zu zeigen - auch als Guppy.
Über Geschmack, das ist allseits bekannt, lässt sich trefflich streiten. Trotzdem, so sagen uns Forscher, gebe es ganz klare Trends in der Ansicht, was schön ist, die sich sogar in Formeln und Indizes ausdrücken lassen. Augenfarbe, Haartönung, Dekolletee – alles Schnickschnack. Was zählt, sind Verhältnisse von Hüften zu Taillen oder Höhen zu Umfängen, Augenabständen zu Wangenbogenkurven und Nasenlängen zu Grübchentiefen, die Volumenverteilung und den BMI nicht zu vergessen.
Während Mensch mit seiner Kurvengestalt und ausgeprägten Gesichtstopografie reichlich Vermessbares bietet, sieht es für Guppys (Poecilia reticulata) hierin etwas magerer aus. Dafür dürfen die Zweizentimeter-Fischmänner mit etwas anders Spektakulärem glänzen: orangefarbenen Flecken. Doch leiden sie wie wir Zweibeiner unter dem bösen, allgegenwärtigen Schönheitsmakel der Ungleichverteilung. Sitzt bei Mensch ein Auge etwas höher oder das Ohr etwas niedriger, so muss Guppy damit leben, dass er vielleicht rechts prächtiger schillert als links.
Symmetrie aber gehört zu den höchsten Gütern wahrer Attraktivität und weckt deutliche Begehrlichkeiten beim anderen Geschlecht. Und noch dazu signalisiert mehr Farbe in der Guppywelt nun einmal höhere Vaterschaftsqualitäten. Wie also geht ein Guppymann mit seinen kleinen Unschönheiten um? Die übrigens – so vermaßen Mart Gross von der Universität Toronto und seine Kollegen penibel – im Schnitt 8,6 Prozent betragen?
Doch musste es schon eine Art neckisches Miteinander geben, bevor Fischmann dazu überging. Erst irgendein Augenzwinkern, längeres Anschmachten, zärtliches Flossenwinken veranlasste ihr Gegenüber dazu, sich auf seine schönste Seite zu konzentrieren. Reagierte die Angebaggerte überhaupt nicht – getestet mit einem toten Exemplar –, zeigte Guppymann schön abwechselnd mal links, mal rechts.
Merkwürdigerweise aber scheint die Weibchen das Gehabe gar nicht zu interessieren: "Wir fanden keine positive Korrelation zwischen weiblicher Präferenz und dem Grad der Abweichung in der Zierfärbung oder dem einseitigen Verhalten", erklären die Forscher.
Überhaupt wären die Pluspunkte bei Erfolg recht mager ausgefallen, errechneten die Wissenschaftler weiter. Indem sie ihre Schokoladenseite nur in zwei von drei Fällen zeigen, bekommt das Weibchen gerade einmal 1,8 Prozent mehr Orange zu sehen, als wenn die Männchen bei halbe-halbe blieben. Vergliche man dies nun mit den weiblichen Vorlieben für besonders prächtige Exemplare, so steigerten die Guppymänner ihre Chancen auf einer Schönheitsskala um läppische 1,3 Prozent. Gut möglich, dass ihnen da ein schlicht größerer, aber nicht so schillernder Konkurrent noch den Rang abschwimmt – denn mehr Länge kommt bei Guppydamen auch gut an.
Oder geht es gar nicht um Schummeln, sondern um eine ganz ehrliche Ansage? "Schau her, hier habe ich so viel Orange" – und weil es ein großer Fleck ist, muss Fisch ihn länger zeigen, bis sein Ausmaß deutlich wird. Und auf der anderen Seite, das hat Madame dann schneller erfasst, ist weniger davon vertreten, sie muss also nicht so lange hinsehen. Könnte ja sein, dass sie es pixelartig auszählt – wie die Forscher, als sie die Ungleichmäßigkeiten vermessen wollten. Zumindest würde das erklären, warum die Gesamtfläche an Orange die Partnerwahl der Damen beeinflusste, während ihnen die Ungleichverteilung offenbar schnuppe war.
Bleiben auch so manche Fragen offen, eins ist damit mal wieder klar: Guppy ist auch nur Mensch ist auch nur beliebiges Tier – Mann zeigt sich gern von der besten Seite. Ob Frau ihn schön findet, hängt aber von weitaus mehr Faktoren ab.
Während Mensch mit seiner Kurvengestalt und ausgeprägten Gesichtstopografie reichlich Vermessbares bietet, sieht es für Guppys (Poecilia reticulata) hierin etwas magerer aus. Dafür dürfen die Zweizentimeter-Fischmänner mit etwas anders Spektakulärem glänzen: orangefarbenen Flecken. Doch leiden sie wie wir Zweibeiner unter dem bösen, allgegenwärtigen Schönheitsmakel der Ungleichverteilung. Sitzt bei Mensch ein Auge etwas höher oder das Ohr etwas niedriger, so muss Guppy damit leben, dass er vielleicht rechts prächtiger schillert als links.
Symmetrie aber gehört zu den höchsten Gütern wahrer Attraktivität und weckt deutliche Begehrlichkeiten beim anderen Geschlecht. Und noch dazu signalisiert mehr Farbe in der Guppywelt nun einmal höhere Vaterschaftsqualitäten. Wie also geht ein Guppymann mit seinen kleinen Unschönheiten um? Die übrigens – so vermaßen Mart Gross von der Universität Toronto und seine Kollegen penibel – im Schnitt 8,6 Prozent betragen?
Der überdurchschnittlich Asymmetrische zeigt sich, wer wollte es ihm verübeln, überwiegend von der orangefarbenen Schokoladenseite, ermittelten die Wissenschaftler in Aquariumsversuchen. Im Mittel tanzten die ungleich Ausgestatteten dem Weibchen im Glaskasten gegenüber etwa die doppelte Zeit mit der schickeren Hälfte vor der Nase herum als mit der blasseren Variante – je stärker die Differenzen, desto ausgeprägter das einseitige Präsentieren.
Doch musste es schon eine Art neckisches Miteinander geben, bevor Fischmann dazu überging. Erst irgendein Augenzwinkern, längeres Anschmachten, zärtliches Flossenwinken veranlasste ihr Gegenüber dazu, sich auf seine schönste Seite zu konzentrieren. Reagierte die Angebaggerte überhaupt nicht – getestet mit einem toten Exemplar –, zeigte Guppymann schön abwechselnd mal links, mal rechts.
Merkwürdigerweise aber scheint die Weibchen das Gehabe gar nicht zu interessieren: "Wir fanden keine positive Korrelation zwischen weiblicher Präferenz und dem Grad der Abweichung in der Zierfärbung oder dem einseitigen Verhalten", erklären die Forscher.
Überhaupt wären die Pluspunkte bei Erfolg recht mager ausgefallen, errechneten die Wissenschaftler weiter. Indem sie ihre Schokoladenseite nur in zwei von drei Fällen zeigen, bekommt das Weibchen gerade einmal 1,8 Prozent mehr Orange zu sehen, als wenn die Männchen bei halbe-halbe blieben. Vergliche man dies nun mit den weiblichen Vorlieben für besonders prächtige Exemplare, so steigerten die Guppymänner ihre Chancen auf einer Schönheitsskala um läppische 1,3 Prozent. Gut möglich, dass ihnen da ein schlicht größerer, aber nicht so schillernder Konkurrent noch den Rang abschwimmt – denn mehr Länge kommt bei Guppydamen auch gut an.
Oder geht es gar nicht um Schummeln, sondern um eine ganz ehrliche Ansage? "Schau her, hier habe ich so viel Orange" – und weil es ein großer Fleck ist, muss Fisch ihn länger zeigen, bis sein Ausmaß deutlich wird. Und auf der anderen Seite, das hat Madame dann schneller erfasst, ist weniger davon vertreten, sie muss also nicht so lange hinsehen. Könnte ja sein, dass sie es pixelartig auszählt – wie die Forscher, als sie die Ungleichmäßigkeiten vermessen wollten. Zumindest würde das erklären, warum die Gesamtfläche an Orange die Partnerwahl der Damen beeinflusste, während ihnen die Ungleichverteilung offenbar schnuppe war.
Bleiben auch so manche Fragen offen, eins ist damit mal wieder klar: Guppy ist auch nur Mensch ist auch nur beliebiges Tier – Mann zeigt sich gern von der besten Seite. Ob Frau ihn schön findet, hängt aber von weitaus mehr Faktoren ab.
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