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Klimatologie: Vostok-Eisbohrkern zeigt Parallelen zu heutiger Zwischeneiszeit

Während der Zwischeneiszeit des Marine Isotope Stage 11 vor etwa 400 000 Jahren zeichnete sich das Erdklima durch eine ähnlich stabile Sonneneinstrahlung wie heute aus. Zudem lagen die Kohlendioxidwerte der Atmosphäre beständig auf einem Niveau, wie es vor Beginn der Industrialisierung herrschte. Beides zusammen bewirkte anscheinend die längste Zwischeneiszeit der letzten eine Million Jahre: Sie währte ungefähr 30 000 Jahre.

Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler um Dominique Raynaud vom Laboratoire de Glaciologie et Géophysique de l’Environnement im französischen Saint-Martin-d'Hères, nachdem sie einen bei der Erforschung des antarktischen Vostok-Sees gewonnenen, über 3,3 Kilometer langen Eisbohrkern um so genannte Fließstörungen – die beim Strömen eines Gletschers entstehen – bereinigten und die eingeschlossenen Gase untersuchten. Die erstmals durchgehend für diese Erdphase nachgewiesene durchschnittliche Kohlendioxidkonzentration von 278 ppm (parts per million, Teilchen pro Million Teilchen) blieb demnach sogar während der starken Neuausrichtung des ozeanischen Karbonatkreislaufs, die während der Ausbreitung von Korallenriffen stattfand, weitest gehend konstant.

Ausgehend von diesen klimarelevanten Parallelen leiten die Forscher ab, dass auch die gegenwärtige Zwischeneiszeit noch mehrere tausend Jahre klimatisch stabil geblieben wäre, wenn der Mensch nicht durch Emissionen stark zu einem Anstieg der Treibhausgasgehalte in der Atmosphäre beigetragen hätte. Dem Marine Isotope Stage 11 entspricht auf dem europäischen Festland die Holstein- sowie die Mindel-Riss-Warmzeit.

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