Invasive Arten: Warum eine Rattenplage überlebte
Henderson Island im Pazifik könnte ein Südseeparadies mit üppiger Vegetation und reichhaltiger Tierwelt sein – wenn es dort keine Ratten gäbe. Doch die eingeschleppten Nagetiere bedrohen die zahlreichen nur hier vorkommenden Arten wie die Henderson-Fruchttaube (Ptilinopus insularis), den Henderson-Lori (Vini stepheni) oder den Palmendieb (Birgus latro), die größte Landkrabbe der Erde. 2011 versuchten Wissenschaftler der britischen Royal Society for the Protection of Birds (RSPB), die Plage mit Rattengift auszulöschen. Doch trotz des Abwurfs von rund 75 Tonnen vergifteter Köder schlug die Aktion fehl: Zwischenzeitlich brach der Rattenbestand zwar ein, dennoch leben heute wieder Zehntausende auf dem Eiland – warum sie überlebten, konnten William Amos von der University of Cambridge und sein Team klären.
Prinzipiell sind viele ähnliche Projekte zur Bekämpfung eingeschleppter Ratten erfolgreich; in etwa 80 Prozent der Fälle sind die behandelten Inseln danach nagerfrei. Auch auf Henderson wäre die Aktion fast gelungen, wie genetische Analysen der Tiere zeigten. Sie starben 2011 zwar massenweise, doch rund 50 Ratten hatten die Aktion überlebt: Sie bildeten die Gründerpopulation aller heute dort lebender Nager. Ein Vergleich mit dem Erbmaterial von Ratten benachbarter Inseln zeigte dagegen, dass von dort niemand eingewandert ist und DNA importiert hat – eine Möglichkeit, die immer besteht, wenn Bekämpfungen nicht erfolgreich sind.
Die heute vorhandenen Ratten scheinen zudem nicht gegen das damals ausgebrachte Gift resistent zu sein. Ihre Vorfahren haben es also wohl nicht aufgenommen und durch einen glücklichen Zufall überlebt. Sie haben die Köder nicht gefressen, weil auf dem tropischen Eiland ganzjährig ausreichend alternatives Futter vorhanden ist. Die Ökologen können daraus also zwei Lehren ziehen. Einerseits ließen sich die Nagetiere erneut mit dem Gift eliminieren, das weltweit dafür eingesetzt wird und vielfach große Erfolge ermöglicht. Andererseits müssen sie im Nachhinein noch akribischer nach Überlebenden suchen, um tatsächlich siegreich zu sein. Auf der mehr als 40 Quadratkilometer großen und dicht bewachsenen Insel ist dies kein leichtes Unterfangen. Dass es geht, belegt das Beispiel South Georgia Island: 2015 wurde dort die weltweit bislang größte Rattenausrottungskampagne mit hoher Wahrscheinlichkeit erfolgreich zu Ende gebracht – auf einer Fläche von 4000 Quadratkilometern und unter schwierigsten Wetterbedingungen. Allerdings: Die Tiere hatten dort weniger Futteralternativen.
Schreiben Sie uns!
2 Beiträge anzeigen