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News: Was lange währt, wird doch ein Klon

Bei der Produktion von Säugetierklonen aus ausdifferenzierten Zellen stellt die Behandlung und Kultivierung der Spenderzellen die größte Schwierigkeit dar. Bislang wurden die erbgutspendenden Zellen nur für kurze Zeit im Reagenzglas behandelt und sofort in die, vom eigenen Erbgut befreiten, embryonalen Empfängerzellen übertragen. Dieses Vorgehen schließt eine zeitintensive genetische Manipulation des Erbguts aus. Eine neue Zellkulturtechnik eröffnet jetzt die Möglichkeit, die Spenderzellen bis zu drei Monate lang zu kultivieren. Ausreichend Zeit also, um sie vor der Klonierung genetisch zu verändern.

Das Klonen von Säugetieren sorgt immer wieder für viel Aufregung – insbesondere in den Medien. Rinder wurden geklont, Schafe, Mäuse und Ziegen. Das Klonschaf Dolly machte Schlagzeilen, weil es als erstes Säugetier aus einer ausdifferenzierten Zelle des "Muttertiers" erschaffen wurde. Zur Routine sind solche Experimente indes noch nicht geworden. Die Spenderzelle, die das Erbgut für den späteren Klon liefern soll, mußte bislang so frisch und unbeschadet wie möglich weiter verarbeitet werden. Eine Kultur dieser Zellen, einhergehend mit aufwendigen genetischen Manipulationen, galt als unmöglich.

Ein Forschungsteam um Xianzhong Yang von der University of Connecticut entwickelte ein neues Kulturverfahren und klonte sechs Kälber aus Zellen eines 17jährigen Stiers, die zuvor über 15 Reproduktionszyklen in vitro kultiviert wurden. Das berichtet die Gruppe in der ersten Januarausgabe der Zeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS). Die sechs Klonkälber wurden im Dezember 1998 und im Januar 1999 geboren. Von den unerwarteten Ergebnissen waren die Wissenschaftler überrascht, besonders da die längere Kultivierung sogar die Entwicklungsrate der Embryonen verbesserte. Bislang galt die Lebensfähigkeit geklonter Embryonen als relativ niedrig.

Dem Bericht zufolge können diese Forschungsergebnisse in der nächsten Zeit dazu führen, daß erstmals Säugetierklone aus differenzierten, genetisch veränderten Zellen erzeugt werden. Das erklären die japanischen Forscher und ihre Kollegen von der amerikanischen Universität. Dadurch könnten gezielt Gewebe oder Organe manipuliert werden.

In der Fachwelt werden die Ergebnisse unterschiedlich aufgenommen. Während einige Experten euphorisch reagieren und den kommerziellen Durchbruch der Klonierungstechnologie erwarten, wird andernorts von einer Überbewertung der vielversprechenden Ergebnisse gesprochen.

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