Taxonomie: Wassermelone trägt seit Jahrzehnten falschen Namen
Die Wassermelone stammt gar nicht aus Südafrika – und ihr wissenschaftlicher Name lautet eigentlich auch nicht Citrullus lanatus. Diese überraschende Entdeckung machten nun Forscher um Susanne Renner von der Ludwig-Maximilians-Universität München, als sie die Gene des Typusexemplars mit den Erbanlagen heutiger Wassermelonen verglichen. Grund für den falschen Namen und die falsche Herkunft, die seither Einzug in unzählige wissenschaftliche Publikationen erhielten, ist offenbar eine Verwechslung, die sich vor mehr als 80 Jahren ereignete.
Typusexemplare sind jene Vertreter einer Pflanzenart, auf denen Definition und Benennung fußen. Das vermeintliche Typusexemplar der Wassermelone sammelte der schwedische Naturforscher Carl Peter Thunberg 1773 in der Nähe von Kapstadt, erklärt Renner. Dem Forscher sei allerdings offenbar klar gewesen, dass er keineswegs eine Wassermelone vor sich hatte. Diese war bereits einige Jahre zuvor in ihrer kultivierten Form beschrieben worden – und zwar von Carl von Linné, Thunbergs Lehrer. Entsprechend nannte Thunberg seinen Fund "die wollige Melone", Citrullus lanatus.
Renner und ihr Team glauben, dass die falsche Zuordnung in den 1930er Jahren erfolgte, als man die Wassermelone und die wollige Melone einfach in einen Topf warf. Da man damals noch keine DNA-Daten hatte und die Früchte und Blüten von Melonen in einem Herbarium alle recht ähnlich aussehen, fiel der Irrtum nicht auf – und aus der Wassermelone wurde eine Südafrikanerin mit Namen Citrullus lanatus.
Mit Hilfe einer Genanalyse verschiedener Citrullus-Spezies konnten die Forscher zeigen, dass die Wassermelone ihre Wurzeln eigentlich im Westen Afrikas hat. Das Typusexemplar ist dagegen eine Zitronenmelone und nicht einmal besonders eng mit der Wassermelone verwandt.
Genau genommen müsste man der Wassermelone nun einen neuen wissenschaftlichen Namen verpassen. Das würde aber vermutlich nur unnötig Verwirrung stiften, da die falsche Bezeichnung bereits tausendfach in der Literatur auftaucht, sagt Renner. Sie schlägt daher vor, Citrullus lanatus einfach ein neues Typusexemplar zuzuweisen – und zwar dieses Mal eine richtige Wassermelone!
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