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News: Wenn es juckt

Eine fehlgesteuerte Immunabwehr scheint bei der Schuppenflechte, einer entzündlichen Hautkrankheit, die Wurzel allen Übels. Mit einem löslichen Botenstoff versuchen Forscher nun, das Immunsystem umzudirigieren.
Psoriasis
Rote Flecken, Schuppenbildung und unerträgliches Jucken – diese Symptome kennen die Betroffenen nur allzu gut. Rund zwei Prozent der mitteleuropäischen Bevölkerung leiden an Schuppenflechte (Psoriasis). Zwar ist diese chronische Hauterkrankung nicht lebensbedrohend, doch erfordert sie eine lebenslange Behandlung, da eine echte Heilung gegenwärtig nicht möglich ist.

Die unangenehmen Symptome beruhen zumindest teilweise darauf, dass sich Keratinocyten, die Zellen der äußersten Hautschicht, viel zu schnell teilen. Diese ständig sich teilenden Zellen, welche die Körperbarriere fortwährend erneuern, überleben normalerweise rund drei Wochen, bis sie vom Körper abgestoßen werden. Bei der Schuppenflechte geschieht dies jedoch in einem Bruchteil dieser Zeit. Die Folge: Eine massive Schuppung, die der Krankheit ihren Namen verliehen hat.

Wenngleich Wissenschaftler noch nicht vollständig durchschaut haben, was die Keratinozyten zu solch krankhaften Höchstleistungen antreibt, sind letztlich wohl einwandernde Zellen eines fehlgeleiteten Immunsystem die Ursache. Es gilt als sicher, dass es sich bei der Schuppenflechte um eine Autoimmunerkrankung handelt. Daher richten sich die Abwehrtruppen des Körpers nicht gegen gesundheitsgefährdende Eindringlinge wie Bakterien und Viren, sondern greifen körpereigene Strukturen an. Die Folge ist, dass sich das Zielgewebe entzündet: Die Haut rötet sich und juckt.

Aus diesem Grund ziehen Mediziner zur Therapie traditionell solche Wirkstoffe heran, die das Immunsystem abbremsen. Das funktioniert zwar recht gut, die Anwendung dieser Substanzen weist allerdings eine Kehrseite auf: Sie legen die gesamte Immunabwehr lahm. Der Körper kann sich nicht mehr gegen solche Krankheitserreger wehren, die er normalerweise im Griff hat.

Um diesen Nebenwirkungen aus dem Weg zu gehen, haben Forscher um Martin Röcken von der Universität Tübingen eine neuartige Therapiestrategie verfolgt: Sie untersuchten, wie sich das Immunsystem mit Hilfe des Cytokins Interleukin-4 so umpolen lässt, dass die Krankheitssymptome ausbleiben. Oder mit anderen Worten: Der Botenstoff soll den krankheitsverursachenden Immunzellen "sozialeres" Verhalten beibringen, ohne dabei die Immunabwehr generell zu schwächen.

Die Studie bei 20 Patienten mit chronischer Schuppenflechte verlief erfolgreich: Die Wissenschaftler beobachteten, dass sich die entzündungsfördernde Immunantwort in eine Immunantwort mit anti-entzündlichen Eigenschaften umwandelte. Als Reaktion auf Interleukin-4-Injektionen bildete der Körper weniger von den Botenstoffen, welche die körpereigenen Abwehrtruppen scharf machen. Folglich stellte sich bei allen behandelten Probanden eine deutliche Linderung der Schuppenflechte ein. Und im Gegensatz zu den bisher eingesetzten Wirkstoffen lassen die Studienergebnisse für die klinische Anwendung nur geringe Nebenwirkungen wie zum Beispiel Kopfschmerzen befürchten.

Noch müssen Forscher die Ergebnisse größerer Studien abwarten. Doch bestätigen sich diese Erkenntnisse, dann könnten Mediziner mit einer derartigen Therapie möglicherweise auch andere Autoimmunerkrankungen, darunter rheumatoide Arthritis (Gelenkentzündung), Multiple Sklerose und Typ-I-Diabetes, behandeln. Aber das ist gegenwärtig noch Zukunftsmusik.

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