Wetter : Wie Hitzewellen entstehen
Anfang Juli 2015 lief das Wetter in weiten Teilen Europas regelrecht zu Höchstform auf, vielerorts wurden die Temperaturrekorde seit Beginn der Wetteraufzeichnung geknackt. Wissenschaftler von der ETH Zürich bieten im Fachmagazin "Nature Geoscience" einen neuen Erklärungsansatz für die Entstehung solcher Extremwetterlagen an. Deren Ursache seien oft sehr stabile Hochdruckgebiete in der oberen Troposphäre in einer Höhe zwischen fünf und zehn Kilometern, die Tiefdruckgebiete um sich herum ablenken. So können sich riesige Schönwetterinseln bilden, die auch kalten Luftströmungen aus dem Westatlantik keine Chance mehr lassen. Forscher nennen das auch "Blocking".
Um zu untersuchen, wie es genau zu diesem Phänomen kommt, analysierten die Schweizer Wissenschaftler um Heini Wernli einen riesigen Satz an Wetterdaten der vergangenen 21 Jahre. Im Gegensatz zu früheren Bemühungen, die sich vor allem auf Luftzirkulation im Bereich der oberen Troposphäre konzentrierten, nahmen Wernli und seine Kollegen allerdings auch die Luftmassen darunter in den Blick. So entdeckten sie, dass vor allem der Prozess des so genannten latenten Heizens entscheidend für die Entstehung und Aufrechterhaltung solcher Hochdrucksysteme zu sein scheint. Dabei sorgen Wolkenbildung und daraus resultierender kondensierter Wasserdampf in den aufsteigenden Luftmassen für eine zusätzliche Erwärmung, die noch mehr Luft nach oben treibt. Die Wetterdaten ergaben, dass in der Vergangenheit drei Tage vor Erreichen der Blocking-Region rund 45 Prozent der Luftmassen auf diesem Weg erhitzt worden waren, eine Woche davor waren es sogar jeweils bis zu 70 Prozent gewesen. Das führe schließlich dazu, dass in Europa zeitversetzt Schönwetterinseln entstehen, wenn über dem Atlantik Wolken und Schlechtwettergebiete aufziehen, sagen die Forscher.
Dieser Prozess könnte möglicherweise durch den Klimawandel beeinflusst werden, weil durch die Erderwärmung mehr Feuchtigkeit in die Luft gelange und so auch mehr latente Hitze freigesetzt werde, erklärt Studienautor Stephan Pfahl. "Das ist aber noch sehr spekulativ, daran müssen wir noch weiter forschen."
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