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Tod als Tabu

Was uns die Naturwissenschaften über das Sterben verraten.

Gedanken an die eigene Vergänglichkeit rufen bei vielen Menschen Unsicherheit oder Angst hervor. Der Krebsforscher und Professor für angewandte Medizin- und Biowissenschaften Oliver Müller möchte dem in seinem Buch entgegentreten, indem er Wissen darüber vermittelt. Auf verständliche Weise erklärt er, was die Forschung über Altern, Sterben und Tod bislang herausgefunden hat.

Wer das Ende des Lebens untersucht, sollte sich darüber im Klaren sein, was Leben überhaupt ist und wann es anfängt. »Das Leben eines Menschen beginnt, sobald mindestens ein Lebensvorgang nachgewiesen werden kann«, erläutert der Autor und weist gleichzeitig auf ein Problem hin: Eine allgemein gültige Definition dazu gibt es nicht. Ein Kardiologe mag unter dem ersten Lebensvorgang den Herzschlag verstehen, ein Zellbiologe die Entstehung der Zygote, und ein Neurologe wartet auf die ersten messbaren Hirnsignale. Einiger sind sich Experten beim Lebensende: Der Hirntod kann nach gegenwärtigem Kenntnisstand als sicheres Ende verstanden werden, da er bislang unumkehrbar ist.

Verhängnisvoller Mittwoch

In Deutschland sterben laut Müller jeden Tag 2300 Menschen. Im Februar sind es überdurchschnittlich viele, und immer mittwochs begehen besonders viele Menschen Suizid.

Neben solchen Fakten rund ums Sterben befasst sich der Wissenschaftler auch mit dem Vorgang des Alterns. Dieser biologische Prozess verlaufe höchst individuell, erklärt er – jeder Mensch und sogar jedes Organ altere in seiner eigenen Geschwindigkeit. Dennoch gebe es Verhaltensweisen, die das Altern bei allen Menschen nachweislich verlangsamen können: nicht rauchen, sich ausgewogen ernähren, Sport treiben.

Beim Thema Tod geht der Verfasser kritisch auf jene fünf Stufen ein, die ein Mensch laut der schweizerisch-amerikanischen Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross durchlebt, wenn er erfährt, dass er sterben wird. Auf Phasen der Verdrängung und Wut folgen demnach solche der Verhandlung, Depression und Akzeptanz. Dem Modell, so der Autor, mangle es an empirischen Beweisen. Außerdem widmet er sich den viel diskutierten Nahtoderfahrungen: So berichten Betroffene häufig von einer Art Lebensfilm, den sie gesehen hätten, sowie angenehmen Gefühlen. Dabei diskutiert Müller, ob man Nahtoderfahrungen als Beweis für ein Leben nach dem Tod verstehen kann.

Der Autor möchte die Angst vor dem Tod lindern und dazu anregen, mit anderen über das Tabuthema zu sprechen. Er beschreibt klar, verzichtet auf Wertungen und lässt Raum für eigene Schlüsse. Das Wissen um molekulare Vorgänge oder den Umgang mit Sterbenden im Krankenhaus rückt auch das persönliche Lebensende stärker ins Bewusstsein und kann dazu anregen, den letzten Lebensabschnitt bewusster zu gestalten, etwa mit einer Patientenverfügung. Ein Buch besonders für diejenigen, die um das Thema Tod bisher lieber einen großen Bogen gemacht haben.

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Spektrum der Wissenschaft – Altern - Was uns länger leben lässt

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