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»Flora«: Eine Reise durch die Pflanzenwelt

Von der einfachen Zelle im Meer bis zu ihrer heutigen fundamentalen Bedeutung für das Leben auf der Erde: Der Ökologe Hansjörg Küster schildert die Entwicklung von Pflanzen. Eine Rezension.
Wer Insekten etwas Gutes tun möchte, lässt es in seinem Garten wild zugehen.

»Pflanzliches Leben ist grundlegend für alle anderen Formen von Leben auf der Erde.« So lautet der erste Satz des Buchs von Hansjörg Küster, Professor für Pflanzenökologie und Verfasser zahlreicher Sachbücher. Darin schildert er anhand der Reihenfolge ihrer Entstehung von der einfachen Zelle im Meer bis zu den heutigen überaus komplexen Geschöpfen mit ihrer fundamentalen Bedeutung für das Leben auf der Erde, wie sich Pflanzen entwickelt haben. Als Grundlage dienen Vorlesungen, die der Autor für Studierende gehalten hat. Das spiegelt sich im Aufbau und der Didaktik des Buchs wider: klare Gliederung und gut verständliche Ausführungen – ergänzt mit bildlichen Darstellungen und einem umfangreichen Register – erleichtern das Verständnis komplexer Inhalte.

Die Pflanzenwelt steht mit den drei wichtigsten Erdoberflächenprozessen in Verbindung: dem Kreislauf des Wassers, der Fotosynthese sowie dem Abbau organischer Substanzen. Da Pflanzen an ihren Standorten versorgt werden, bezeichnet der Autor sie als »Geschöpfe ohne Willen«; nur Menschen seien »wollend«, entscheiden sie doch über die Nutzung der Natur, seit sie vor 11 700 Jahren auf Pflanzen einzuwirken begannen: »Sie setzten sich über die Willenlosigkeit hinweg, die uns die Pflanze lehren kann, und wurden wollend, indem sie immer stärker auch in geplanter Weise auf Pflanzenbestände einwirkten.«

Die Abhängigkeit des Menschen von Pflanzen

Neben den in verschiedenen Kapiteln abgehandelten morphologischen, physiologischen und entwicklungsgeschichtlichen Beschreibungen einzelner Pflanzen, Pflanzenarten und Pflanzenorgane beleuchtet der Autor die Bedeutung von Pflanzen für die gesamte Menschheit und Tierwelt: »Die Menschen waren sich kaum dessen bewusst, dass ihr Wohlstand, der sie nachhaltige Wirtschaftskonzepte anstreben ließ, immer mit dem Wachstum von Pflanzen in Verbindung stand.«

Unterschiedliche Vegetation schafft verschiedene Lebensbedingungen, wobei ein nachhaltiger Umgang mit der Natur (Reduktion von CO2 in der Atmosphäre, Erhalt von Waldgebieten, Mähen und Beweiden von Wiesen und vieles mehr) unter Beachtung ökologischer, ökonomischer und sozioökonomischer Aspekte eine Überlebensfrage der Menschheit bildet. Ökosysteme bleiben von Natur aus nicht im Gleichgewicht, weshalb es »Management« benötigt, um die Biodiversität zu erhalten. »Das Spiel mit der Wildnis« kann zum Aussterben von Pflanzen- und Tierarten führen, daher müsse der Mensch entscheiden, in welche Ökosysteme er eingreift und in welche nicht.

Die Kultivierung von Pflanzen hat die Menschheit verändert. Mit der Besiedlung unterschiedlicher Vegetationszonen mit jeweils unterschiedlichen Lebensbedingungen wurde es notwendig, die pflanzliche Ernährung anzupassen. Ultraviolette Strahlung begünstigt die Mutationshäufigkeit von Gräsern, die man mit ihren Körnern selektieren und kultivieren konnte und damit den Grundstein für Brot legte, was ein Leben außerhalb der Tropen ermöglichte. Das Buch erklärt, wie der Mensch von Gräsern mit stärkehaltigen Früchten zu Kulturgetreidepflanzen fand. Küster geht auch auf die Bedeutung von Pflanzen als Tiernahrung und pflanzliche Strategien zur Fraßabwehr mit sekundären Inhaltsstoffen wie Bitter- und Geruchstoffen ein.

»Flora – Die ganze Welt der Pflanzen« bietet in klarer, einfacher Sprache einen Überblick zur Pflanzenwissenschaft und bildet eine Brücke zu den großen Zusammenhängen von Natur und Umwelt, indem es Fragen der Nachhaltigkeit im Umgang mit Pflanzen und zum Erhalt der Biodiversität thematisiert. Küster verdeutlicht zudem, dass es in den Naturwissenschaften keinen Platz für Kreationismus gibt. Als populärwissenschaftliches Lehr- und Lesebuch auf hohem Niveau kann es einschlägig Interessierten uneingeschränkt empfohlen werden.

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