Iberische Hegemonie
Dass die Spanier nachweisbare Spuren im Sprachgebrauch hinterlassen haben, ist offenkundig. Mehr als 450 Millionen Menschen weltweit sprechen heute Spanisch. Es ist damit, neben dem Chinesischen, Englischen und dem Hindi, die vierthäufigste Sprache der Welt. Darin spiegelt sich die europäische Vorrangstellung und enorme koloniale Macht, die die Einwohner der Iberischen Halbinsel einst innehatten.
Die zufällige Entdeckung Amerikas durch Kolumbus 1492 (im Auftrag von Isabella von Kastilien) und eine gezielte Heiratspolitik boten ihnen die Gelegenheit, ein Weltreich zu gründen. Unter den Habsburgern machten die Spanier große Eroberungen, unter anderem in den Niederlanden, Burgund und Italien. Zudem fiel ihnen im 16. Jahrhundert Portugal zu. Dank ihrer amerikanischen Kolonien erzielten sie ferner hohe Gewinne aus Gütern und Edelmetallen, vor allem Silber.
Einfluss bis nach Amerika
Aber was ist damals genau passiert? Und wie konnte es geschehen, dass Spanien später außen- und kolonialpolitisch in weitgehende Bedeutungslosigkeit absank? Dem gehen die Autoren dieses Buchs ausführlich nach. Als einschlägig forschende Historiker blicken sie auf die Zeit zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert zurück, in der Spanien immer mehr an Ansehen und Bedeutung gewann und seinen Einfluss auf große Teile Europas und Amerikas ausdehnte. In zehn Kapiteln erörtern sie die geschichtliche Entwicklung der spanischen Königreiche Kastilien, Aragón und Navarra. Dabei nehmen sie wirtschaftliche, politische und religiöse Aspekte unter die Lupe und zeigen, wie die militärischen Auseinandersetzungen mit dem Osmanischen Reich, den Niederlanden, den konkurrierenden Seemächten England und Frankreich sowie den nordafrikanischen Korsaren das spanische Reich allmählich überforderten. Mit dem Pyrenäenfrieden 1659 ging die europäische Vormachtstellung an Frankreich über. Damit zusammenhängende Themen wie den Staatsbankrott, den Untergang der Armada, das Einbüßen der amerikanischen Kolonien und der Karibikinseln, die Unabhängigkeit Portugals und den Bevölkerungsrückgang auf spanischem Boden behandeln die Autoren ebenfalls.
Das Ziel der Autoren ist es, die geschichtliche Entwicklung Spaniens spannend, prägnant und verständlich darzustellen – was sie auch erreichen.
Die in Weinrot gehaltenen Zwischenüberschriften sowie die Bildunterschriften in blauer Schriftfarbe sorgen für gute optische Orientierung und liefern einen groben Überblick über den Inhalt. Die qualitativ hochwertigen Abbildungen vermitteln einen lebendigen Eindruck von den Geschehnissen, etwa Darstellungen einer gezwungenen Taufe von Muslimen, einer Judenvertreibung, einer Erschießung aufständischer Spanier durch französische Besatzer oder auch eines Gemäldes der Schlacht bei Rocroi, in der Spanien gegen Frankreich auf Grund unterlegener Waffen eine verheerende Niederlage erleiden musste.
Die Autoren geben mit ihrem reich bebilderten, wissenschaftsnahen Sachbuch eine fundierte, verständliche und detailreiche Einführung in die spanische Geschichte.
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