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»Woran wir wachsen«: Erkenntnisse aus der Persönlichkeitspsychologie

In ihrem Buch beschreibt die Psychologieprofessorin Eva Asselmann, wie Familie, Beruf und Krisen uns verändern. Eine Lektüre für engagierte Leser mit Durchhaltevermögen. Eine Rezension.
Gemeinsam bergsteigen

Was uns nicht umbringt, macht uns stärker? Nicht unbedingt, erklärt Eva Asselmann, Professorin für Differentielle und Persönlichkeitspsychologie an der Health and Medical University in Potsdam. Der Zusammenhang zwischen der Persönlichkeit und dem Umgang mit einschneidenden Lebensereignissen ist viel komplexer, als das wohlmeinende Sprichwort verheißt. Eine große Rolle spielt dabei die Resilienz – unsere Fähigkeit, mit schwierigen Situationen zurechtzukommen.

In zwölf Kapiteln erklärt die Autorin, was Persönlichkeit ist, wie sie verschiedene Aspekte des Lebens beeinflusst und sich von der Kindheit bis ins hohe Alter verändert. Zudem beschreibt sie, was Stress, Krankheit und Verlust mit der Persönlichkeit machen und wie wir unsere Resilienz stärken können – auch im Ausnahmezustand der Pandemie. Asselmann schließt mit der Überlegung, wie wandelbar die Persönlichkeit tatsächlich ist (und ob wir uns überhaupt verändern müssen). In einer »Forschungswerkstatt« gewährt sie einen Einblick in die Herausforderungen der psychologischen Forschung. Wer Lust hat, kann nach der Lektüre einen Fragebogen ausfüllen, um etwas über seine eigene Persönlichkeit zu erfahren.

Das Buch ist eine angenehme Mischung aus wissenschaftlichen Studien und praktischen Tipps. Denkanstöße, »Jetzt du«-Aufgaben und »Personal Coachings« laden zum aktiven Lesen und Mitmachen ein. Allerdings sind manche Denkanstöße recht banal. Vermutlich haben sich die meisten Menschen bereits gefragt, was sie an ihren »Lieblingsmenschen« besonders mögen oder wie sie gemeinsamen Aktivitäten als Paar mehr Raum geben können. Die »Personal Coachings« hingegen sind teils so umfangreich, dass eine sinnvolle Bearbeitung großes Engagement voraussetzt. Bei der Suche nach einem respektvollen Umgang in Beziehungskonflikten etwa wäre vielen Lesern mit einem echten Coach vermutlich besser geholfen. Auch auf Gespräche mit einem Kissen, um Perspektivwechsel zu trainieren, lassen sich vermutlich nur wenige ein.

Persönlichkeitseigenschaften sind oft sehr stereotyp dargestellt, etwa: »Extravertierte (…) prallen am ruhigen Naturell der Introvertierten ab, das sie als gleichgültig, unterkühlt oder lethargisch wahrnehmen.« Asselmann erklärt zwar, dass die Persönlichkeit nicht einfach gestrickt ist und es zwischen den Extremen eine ganze Palette von Abstufungen gibt. Trotzdem fühlen sich manche plakativen Darstellungen unangenehm nach Schubladen an. Sieht man davon ab, ist der Text informativ und mit vielen Studien belegt, die Asselmann oft kurz erläutert. Ihr Schreibstil ist verständlich, wenn auch manchmal recht steif (etwa mit Wörtern wie »Evidenzlage«).

Wer das Buch liest, muss sich darauf einlassen, um es zu genießen. Das gelingt wohl am ehesten gewissenhaften Menschen, die schon recht gut darin sind, nach innen zu schauen, die diese Fähigkeit vertiefen und die Wissenschaft hinter der Persönlichkeit verstehen wollen.

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