Doku-Schauspiel mit Ästhetik
Am kommenden Donnerstag läuft die Produktion "The Visit – Eine außerirdische Begegnung" in deutschen Kinos an. Der dänische Regisseur Michael Madsen stellt darin den Fall dar, dass es zu einer Begegnung mit intelligenten Außerirdischen kommt. Madsen lässt hierfür etliche Experten vor der Kamera sprechen: Repräsentanten der UNO, NASA-Wissenschaftler, Weltraumtechniker, Sozialpsychologen, Seti-Forscher, Militärspezialisten und eine ehemalige Sprecherin der britischen Regierung. Die Dreharbeiten scheinen, wenigstens zum Teil, etwas zurückzuliegen – eine Expertin wird in einer Funktion vorgestellt, die sie nicht mehr innehat.
In den Pressematerialien zum Film heißt es, er "spielt Möglichkeiten eines Erstkontakts durch [und] zeigt, vor welche Probleme uns eine solch revolutionäre Situation stellen würde". Das weckt Erwartungen, die nur eingeschränkt erfüllt werden. Wer faktenreiche, gar neue Informationen zum Thema sucht, findet sie hier nicht. Die mitwirkenden Spezialisten äußern sich merkwürdig gestellt, vielfach oberflächlich und kommen über Allgemeinplätze kaum hinaus.
Genremix
Der Film präsentiert sich als ungewöhnliche Mischung. Da sind zum Ersten die befragten Personen, die es wirklich gibt. Da ist zum Zweiten die fiktive Handlung, inszeniert wie ein Theaterstück. Und zum Dritten die Bilder, großteils komponiert und stilisiert. Man weiß nicht recht, ob es sich um eine Dokumentation, ein Filmschauspiel oder ein Kunstprojekt handelt.
Hin und wieder streift das Werk einen etwas ausgefallenen Aspekt, etwa wie ein juristisches "Meta-Recht" zwischen Menschen und Aliens aussehen könnte. Oder welche Kommunikationsstrategie Regierungen wählen sollten, um einen Erstkontakt öffentlich zu machen. Oder welche Vorkehrungen es für einen solchen Fall bereits gibt. Das alles bleibt jedoch vage.
Bilderrausch
Womit "The Visit" freilich trumpft, ist die Optik. Man sieht nichts Extraterrestrisches, aber viel Irdisches: Menschen, Landschaften und Städte; Museen, Kulturbauten und Forschungseinrichtungen; Radioteleskope, die Internationale Raumstation und Ansichten unseres Planeten aus großer Höhe. Die Bilder sind fantastisch, laufen oft in langen Einstellungen und extremer Zeitlupe ab. Selbst ein Panzer, der durch Vegetation fährt, wird so zum ästhetischen Erlebnis. Spätestens die schön anzusehenden Beleuchtungs- und Überblendeffekte verleihen den Aufnahmen etwas Künstlerisches.
Dieser Bilderrausch wirkt hypnotisierend, verstärkt noch durch die berückende Musik- und Geräuschkulisse und die beruhigenden Stimmen der Sprecher (man sollte möglichst das englische Original anschauen). Wer sich dem ergibt, fällt bald in Trance und vergisst das eigentliche Thema.
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