Das Absterben von ganzen Wäldern ist kein neues Problem. Schon im 19. Jahrhundert warnten Wissenschaftler wie Julius Adolph Stöckhardt von der Forsthochschule Tharandt vor Schäden durch eingetragene Luftschadstoffe und der schleichenden Vergiftung des Bodens. In den 1970er und vor allem 1980er Jahren nahmen die Schäden in den Mittelgebirgslagen und Alpen dann so dramatisch zu, dass Forscher eine flächendeckende Entwaldung fürchteten.
Obwohl diese erschreckenden Vorhersagen nicht eingetroffen sind, kann von einer Entwarnung keine Rede sein. Zwar hat sich der Anteil geschädigter Wälder in den letzten Jahren stabilisiert, doch auf einem hohen Niveau: Rund ein Fünftel der Waldflächen bundesweit weist deutliche Schäden auf, nur ein Drittel ist noch vollständig gesund.
Während die Situation in den Baumkronen vielleicht den Eindruck erweckt, das System sei auf dem Weg der Besserung – oder zumindest nicht mehr auf dem Abstieg –, spricht der Boden eine ganz andere Sprache. Wissenschaftler verschiedener Universitäten weisen auf abnehmende Nährstoffgehalte und damit Versauerung der Standorte hin, die sich nachweislich auch im Grundwasser – und damit im Trinkwasser und den Bächen jener Gebiete – wiederfindet. Sollten nun weitere Stressfaktoren wie trockene Sommer oder Schädlinge hinzukommen, könnte dies ganze Waldbestände so stark schädigen, dass der Anteil der geschädigten Flächen wieder ansteigt. Spätestens dann wird das Waldsterben auch wieder ein Thema sein.
Daneben brachte die Forschung zum Waldsterben aber auch viele neue Erkenntnisse über die Ökologie der Wälder in den gemäßigten Breiten. Längst erforschen Biologen auch hier zu Lande das Leben in den Wipfeln und die Interaktionen zwischen Tieren, Pflanzen und Pilzen.