Natürlichkeit als Ideal: Was ist Wahn, was Wissenschaft?
»Natur pur« oder »100 Prozent bio« hören sich immer gut an. Schließlich stehen natürliche Anbauverfahren oder natürliche Produkte für ursprüngliches, unverfälschtes Leben. Doch viele Dinge, die wir als natürlich empfinden, haben mit Natur eigentlich nicht viel zu tun. Natürlichkeit ist flexibel: Sie kann ein Ideal im Naturschutz sein, aber auch in Form von Bakterien oder Viren durch Forschung und Medizin in Schach gehalten werden. Das Gene Editing erlaubt Prozesse, die tatsächlich keine künstlichen Spuren hinterlassen, wohingegen Zuchtprodukte von künstlichen Eingriffen geprägt sind. So wird Saatgut oft behandelt, Mutationen werden erzeugt.
Es diskutieren Dieter Birnbacher und Alexandra Maria Klein. Dieter Birnbacher ist ein 1946 geborener Philosoph aus Dortmund. Dort wurde er 1993 auch habilitiert. Ab 1996 unterrichtete er an der Universität Düsseldorf Philosophie, bis er 2012 emeritiert wurde. Sein Schwerpunkt liegt in dem Forschungsbereich der Ethik. Die in Göttingen geborene Alexandra Maria Klein studierte Biologie an der Universität Göttingen, an welcher sie auch zuerst in Zoologie und Agrarökologie promovierte und 2010 dann auch an der Fakultät für Agrarwissenschaften habilitierte. Ihr Schwerpunkt liegt in der Ökologie der Interaktionen zwischen Pflanzen und Insekten. Professor Klein war es auch, die für das WDR-Verbrauchermagazin errechnet hat, dass die Abwesenheit der Bienen in der Bestäuberkultur allein in Deutschland einen Schaden von 1,3 Milliarden Euro erzeugen würde.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.