Lexikon der Biologie: Jura
Juram [von latein. mons Iura = der Französische und Schweizer Jura], (v. Humboldt 1795/1823), jurassisches System, 2. Periode des Mesozoikums (Erdgeschichte, Farbtafel I–II) von ca. 62 Millionen Jahre Dauer. C.L. von Buch untergliederte 1837 diese Gesteinsfolge (System) zeitlich in Unteren, Mittleren und Oberen Jura. F.A. Quenstedt (1843) unterschied in Württemberg (Süddeutschland) dagegen lithologisch zwischen Schwarzem, Braunem und Weißem Jura. Jede dieser Schichtfolgen teilte er wiederum in einen unteren, mittleren und oberen Abschnitt und 1856–1857 in je 6 mit den griechischen Buchstaben α bis ζ bezeichnete Stufen. Diese problematische Bezeichnungsweise galt ursprünglich nur für Württemberg und findet in Süd- und Norddeutschland auch heute noch gelegentlich Anwendung. 1856–1858 führte A. Oppel die aus England stammenden Gesteinsbegriffe Lias, Dogger und Malm als zeitliche (biostratigraphische; Biostratigraphie) Einheiten ein, ergänzt durch eine von A. d'Orbigny (1850) geschaffene zehnteilige zeitliche Stufengliederung, die in abgewandelter Form ( vgl. Tab. ) internationale Verbindlichkeit erlangt hat. A. Oppel (1856–1858) gliederte den Jura faunistisch in „Zonen“ – ein Verfahren, das heute nach Möglichkeit auf das gesamte Phanerozoikum angewandt wird. Damit läßt sich auch die Grenzziehung – sofern keine nichtmarine Sonderfazies vorliegt (z.B. das Portland) – durch Ammoniten (Ammonoidea) definieren: Untergrenze mit Einsetzen des Psiloceras planorbis (bzw. Psiloceras psilonotum;Psiloceras), Obergrenze mit verschiedenen Zonenammoniten – je nach Faunenprovinz. Schwierigkeiten entstanden bei der Abgrenzung gegen die Kreide, u.a. als man das Auftreten der Gattung Berriasella bereits in der höchsten Jurastufe nachwies. Bis dahin glaubte man, Berriasella würde nur die älteste Kreidestufe, das Berriasium, kennzeichnen. –Leitfossilien: u.a. Ammoniten, untergeordnet auch Belemniten, Brachiopoden, Muscheln, Schnecken, Stachelhäuter, Fische, Tetrapoden ( vgl. Infobox ). – Gesteine: Überwiegend mergelige, ooidische, kieselige, fast reine sowie Schwamm- und Korallenkalke, Sand- und Tonsteine, bituminöse Schiefertonsteine; Eisenerzlager minderer Qualität (z.B. Minette), Plutonite und Magmatite, Kohlenlager. – Paläogeographie: Der schon zur Trias-Zeit (Trias) beginnende Zerfall des Großkontinents Pangaea (Kontinentaldrifttheorie) setzt sich durch die Kontinentalverschiebung fort. Das zentrale Urmittelmeer (Tethys) tritt in Verbindung zum aufreißenden Nordatlantik; die nunmehr getrennten Kontinentalblöcke Laurasia im Norden und Gondwana (Gondwanaland) im Süden entfernen sich voneinander. An die Stelle des Germanischen Beckens treten in Mitteleuropa ausgedehnte Schelfmeere (Flachsee). Von Norden her stößt das Meer im Unter-Jura nach Süden vor und verbindet sich mit der Tethys. Im Mittel-Jura zerlegt eine Festlandsschwelle dieses Gewässer in zwei Teilbereiche. Im Zuge weiteren Trockenfallens vermindert sich das Südbecken zu einem Randmeer der Tethys mit breitem Riffgürtel; im Ober-Jura engt sich das Nordbecken auf den niedersächsischen Raum ein. Gegen Ende des Jura zog sich das Meer aus weiten Teilen Mittel- und Westeuropas zurück. Krustenbewegungen spielen im Jura eine untergeordnete Rolle; sie sind vor allem auf den zirkumpazifischen Raum beschränkt (kimmerische Orogenese) und stellenweise mit intensivem Vulkanismus und Magmatismus verknüpft. Klima: Alle Anzeichen sprechen für ein überwiegend mildes, subtropisches Klima ohne Klimazonen. Der Äquator näherte sich seiner heutigen Position; polar gab es keine Eiskappen, wohl aber Zeugnisse einer artenreichen Vegetation. Vom Ober-Jura an nahm die Trockenheit zu. – Weltberühmte Fossilfundstätten des Jura in Deutschland sind Holzmaden (oberer Unter-Jura), Solnhofen und Eichstätt (oberer Ober-Jura). Brongniart (A.), Erdgeschichte (Tab., Farbtafel).
S.K./W.R.
Jura
Das jurassische System
(Das früher gelegentlich als oberste Stufe des Ober-Jura geführte Berriasium (Berrias) wird heute der Kreide zugeordnet.)
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