Lexikon der Biologie: Vulkanismus
Vulkanismusm [benannt nach Vulcanus, dem römischen Gott der Schmiede; Adj. vulkanisch], 1) Bezeichnung für alle vulkanischen und subvulkanischen Vorgänge, die mit der Förderung von Gesteinsschmelzen (Gesteine) aus dem Planeteninnern (Magmen) an die Erd- oder Planetenoberfläche verbunden sind. Ein Vulkan ( vgl. Abb. 1 ) ist eine Stelle der Erd- oder Planetenoberfläche, an der Magma (Lava) aus einem Krater (Zentraleruption) oder (bei Deckenergüssen) durch Erdspalten (Lineareruption) an die Oberfläche tritt (Eruption oder Vulkanausbruch; vgl. Abb. 2 ). Der Lavaaustritt (Effusion) erfolgt meist nach einer starken Explosion, bei der Gesteinsblöcke und Lockermaterial in große Höhe geschleudert werden. Die Eruption wird durch Entgasung in der Magmakammer infolge Druckentlastung und Temperaturerniedrigung verursacht. Heute kennt man Vulkanismus auch von einigen Planeten und Monden unseres Planetensystems. – Vulkane sind für Menschen, Fauna und Flora in ihrer Umgebung durch Ascheregen, vulkanische „Bomben“ (Auswürflinge), Überschwemmungen infolge rasch geschmolzener Schnee- oder Eiskappen, giftiger Gase, glühender Lava und über 900 ºC heißer Glutwolken eine latente, todbringende Gefahr. Sie steigert sich dadurch, daß derzeit viele Millionenstädte im Bereich von Vulkanen liegen und weil die Erde immer dichter besiedelt wird. Die minoische Kultur auf Kreta wurde z.B. vermutlich durch einen gewaltigen Vulkanausbruch in der Ägäis vernichtet. Gleichzeitig sucht der Mensch stets die Nähe von Vulkanen, weil sie die fruchtbarsten Böden überhaupt bieten (z.B. für den Weinbau [Wein]) oder Naturbausteine, Erdwärme, Rohstoffe für Bodenverbesserer (Kakteenerde, Urgesteinsmehl) und Minerale wie Schwefel liefern oder einfach für den Tourismus wichtig sind. Fauna und Flora werden bei Vulkanausbrüchen oftmals über viele Quadratkilometer völlig vernichtet, können sich aber bei Anwesenheit von genügend Feuchtigkeit meist in Jahren bis Jahrzehnten erstaunlich rasch wieder regenerieren. Vulkanismus-Klimaeffekte – wobei hier nur die explosiven, mit ihrem Auswurfmaterial die Stratosphäre (Atmosphäre) erreichenden Vulkanausbrüche von Bedeutung sind, wie z.B. Tambora (1815), Krakatau (1883), El Chichón (1982) und Pinatubo (1991; rund 2 Jahre andauernde globale Temperaturdepression durch den Vulkanausbruch) – haben nur episodische Klimaauswirkungen (Klimaänderungen). Das Aussterben der Dinosaurier, Globotruncanen (Globotruncana), Belemniten und Ammoniten (Ammonoidea) brachte man verschiedentlich u.a. mit einem ausgedehnten Vulkanismus in Verbindung (Massensterben). Letztendlich dürfte dem Vulkanismus entlang von untermeerischen Spalten (Schwarze Raucher [Abb.]) die Entstehung von Leben auf der Erde zu verdanken sein. Fossile Massenvorkommen von marinen Kieselalgen oder von Radiolaria (Radiolarit) gehen in der erdgeschichtlichen Vergangenheit oft auf Vulkanismus zurück, der die notwendige Kieselsäure im marinen Bereich reichlich zur Verfügung stellte. Archaebakterien, Branca (W. von), Erstbesiedlung, Geochronologie, Humboldt (F.H.A. von), Hydrothermalquellen, Inselbiogeographie, Kontinentaldrifttheorie, Luftverschmutzung, Meeresablagerungen, Plattentektonik, Riff, schwefeloxidierende Bakterien, Solfataren, Stratigraphie, Sulfolobales, Surtsey, thermophile Bakterien, Wasserstoff; ä chemische und präbiologische Evolution . 2) In der Geschichte der Geologie auf J. Hutton zurükgehende Vorstellung, die wesentlichen geologischen Gestaltungskräfte kämen aus dem Erdinnern.
Lit.:Schmincke, H.-U.: Vulkanismus. Darmstadt 2000.
Vulkanismus
Abb. 1:
Wichtige Vulkantypen:
1Schichtvulkan (Stratovulkan) bei wechselnder Lava- und Aschenförderung; 2 ehemaliger Explosionstrichter ohne Förderung von Lava und Lockermaterial (Maar); 3Quellkuppe aus zähflüssiger Lava
Vulkanismus
Abb. 2:
1 Vor den Augen der Wissenschaftler entstand um 1940 in Mexiko der Paracutín, ein Schichtvulkan, hier erst wenige Monate alt. 2 Ausbruch des Kilauea (Hawaii), eines der größten aktiven Vulkane der Erde, im Frühjahr 1952 (Nachtaufnahme). 3 Heiße Quellen sind postvulkanische Erscheinungen; auf Island (Bild) liefern sie Erdwärme für Gewächshäuser und die Stadt Reykjavík.
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