Lexikon der Neurowissenschaft: Morphin
Morphins [nach dem griech. Traumgott Morpheus], Morphium, Emorphine, wichtigster Vertreter der Opiumalkaloide; von Sertürner 1806 als erstes Pflanzen-Alkaloid isoliert ( siehe Abb. ). Im Opium, wo es zu 3-23% enthalten ist, liegt Morphin teilweise salzartig an Mekonsäure, Milchsäure, Fumarsäure oder Schwefelsäure gebunden vor. Auch in Kuhmilch, Salat und anderen Pflanzen konnten Spuren von Morphin nachgewiesen werden. Unter Streßbedingungen bildet der Körper eigene, endogene "Morphine" mit ähnlicher Wirkung, die Endorphine (Opiatpeptide). Strukturell leitet sich Morphin vom Isochinolin ab und besitzt das Grundgerüst des Phenanthrens (siehe Abb.). Auch heute noch wird Morphin aus Opium und Mohnstroh gewonnen (Weltjahresproduktion ca. 150 t; technische Synthese ist ohne Bedeutung) und dient hauptsächlich (80%) zur Herstellung von Codein, das durch Methylierung von Morphin entsteht. Morphin gehört zu den wirksamsten, zentral angreifenden Analgetika. Es wirkt dämpfend auf das Atemzentrum und den Hustenreiz (Antitussiva) und hemmend auf die Darmperistaltik. Je nach Dosis wirkt Morphin hypnotisch (20-30 mg), narkotisch (50-100 mg) bzw. in höheren Dosen toxisch und letal (Tod durch Atemlähmung). Als Antidot bei Morphinvergiftungen (Symptome: Bewußtlosigkeit, verengte Pupillen, verlangsamte Atmung, fehlende Reflexe, erniedrigte Temperatur) verwendet man Weckamine und N-Allylnor-Morphin (Nalorphin). Aufgrund der Gefahr physischer Drogenabhängigkeit (Sucht-Wirkung; Morphinabhängigkeit wird auch Morphinismus genannt) untersteht Morphin dem Betäubungsmittelgesetz und wird nur noch begrenzt in Form seines Hydrochlorids als schmerzstillendes (z.B. bei Tumorschmerzen und schweren Verletzungen) und schlafbringendes Mittel verwendet. Beim Absetzen des Morphins treten starke Entzugserscheinungen auf. Ebenfalls als gefährliches Suchtmittel wirkt das Diacetylderivat des Morphins, das Heroin. Zum molekularen Wirkungsmechanismus siehe Opiate. Morphin-Derivate, Drogen.
Morphin
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