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Lexikon der Neurowissenschaft: Opiate

Opiate [von griech. opion = Mohnsaft, Opium], Eopiates, chemische Verbindungen, die ähnlich wirken wie das Morphin (Hauptalkaloid des Opiums); zu ihnen zählen neben vielen Opiumalkaloiden und deren halbsynthetischen Derivaten (z.B. Heroin) auch synthetische Substanzen (z.B. Etorphin). Die körpereigenen (endogenen) Opiate werden als Opiatpeptide bezeichnet (Endorphine). Heute wird unter Hinzurechnung der Opiatpeptide auch vermehrt von Opioiden gesprochen. – Alle Opiate besitzen eine starre T-förmige Struktur, binden an Opiatrezeptoren und hemmen das Enzym Adenylatcyclase. Sie wirken bereits in sehr geringen Konzentrationen und unterdrücken den diffusen, dumpfen, eher chronischen und nicht lokalisierbaren Schmerz. Daneben reduzieren sie die geistige Aktivität (sedative Wirkung), beseitigen Konflikt- und Angstgefühle (tranquillisierende Wirkung) erhöhen die Stimmungslage (euphorisierende Wirkung), hemmen das Atem- und Hustenzentrum und führen bei wiederholter Anwendung zu Toleranzentwicklung. Man unterscheidet verschiedene Typen von Opiaten, die vollen Agonisten (z.B. Morphin und Heroin) mit suchterzeugender Wirkung (Sucht; siehe Zusatzinfo ) und die vollen Antagonisten (z.B. Nalorphin und Naloxon), ebenfalls Inhibitoren der Adenylatcyclase, jedoch ohne die Eigenschaft, eine Neusynthese dieser Enzymmoleküle anzuregen. Antagonisten wirken daher schmerzstillend, aber nicht suchterzeugend, rufen jedoch Angstzustände (Angst), Aggressionen und Halluzinationen hervor. Man kennt mittlerweile auch eine Reihe von partiell agonistisch/antagonistisch wirkenden Substanzen, die beispielweise an κ-Rezeptoren agonistisch und an μ-Rezeptoren antagonistisch wirken. Derartig dualistisch wirkende Verbindungen, z.B. Pentazocin ( siehe Abb. ), sowie Partialagonisten werden wie die vollen Agonisten als Analgetika eingesetzt, wobei sich die Erwartungen, damit stark wirkende Analgetika ohne Suchtgefahr zur Verfügung zu haben, nicht erfüllt haben. Anwendungsgebiete der Opiate sind Schmerzzustände (Morphin), Reizhusten (Codein) oder Durchfall (Loperamid). Bei bestimmungsgemäßer Anwendung ist das Suchtrisiko gering. Als Nebenwirkungen können verminderter Atemantrieb, Übelkeit, Erbrechen und Verstopfung auftreten. – Opiate wie Morphium rufen bei manchen Immunzellen eine Erhöhung der Anzahl von Fas-Rezeptor-Molekülen hervor, die zu einer erhöhten Apoptose-Wahrscheinlichkeit und damit einer Schwächung der Immunabwehr führen können. Inwieweit auch endogene Opiate eine ähnliche Wirkung besitzen, ist noch nicht geklärt. Drogen, Neuropeptide, Rauschgifte.

Opiate

Suchtwirkung von Morphin und anderen Opiaten:
Im Normalzustand wird in der Zelle durch die Aktivität des Enzyms Adenylatcyclase ein bestimmter Spiegel von cyclo-AMP (cAMP) aufrechterhalten. Wird die Adenylatcyclase durch die Wirkung von Opiaten inhibiert, sinkt die cAMP-Konzentration. Die Zelle kompensiert das Absinken des cAMP-Spiegels durch eine gesteigerte Biosynthese von Enzymmolekülen, so daß der normale cAMP-Spiegel wieder hergestellt werden kann. Die Folge der Anpassung des Organismus an eine bestimmte Zufuhr von Opiaten ist jedoch, daß – um den ursprünglichen Effekt zu erreichen – nun mehr Opiat benötigt wird, um auch die neu gebildeten Enzymmoleküle auszuschalten, wodurch wiederum der cAMP-Spiegel absinkt usw. Bei Absetzen der Opiatzufuhr wird die Hemmung der Adenylatcyclase-Moleküle aufgehoben, so daß der cAMP-Spiegel stark und zu unphysiologischen Konzentrationen ansteigt, was zu entsprechenden Nachfolgereaktionen führt (Entzugserscheinungen).

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