Lexikon der Astronomie: Lokale Gruppe
Lokale Gruppe ist die Fachbezeichnung in der Astronomie für den Galaxienhaufen, in dem sich die die Milchstraße, die Andromedagalaxie (M31; eine Spiralgalaxie), die beiden Magellanischen Wolken (irreguläre Galaxien), die Dreiecksgalaxie (Triangulumgalaxie M33; eine Spiralgalaxie) und viele kleine Zwerggalaxien befinden. Verglichen mit anderen Galaxienhaufen, wie z.B. dem Virgo-Haufen, ist die Lokale Gruppe recht klein. Beobachtungen bezeugen nur weniger als etwa 50 Mitglieder, die sich alle innerhalb von etwa 1500 kpc befinden. Computersimulationen hingegen sagen einige hundert Galaxien in der Lokalen Gruppe voraus. Vermutlich wird diese Diskrepanz dadurch erklärt, dass viele der Zwerggalaxien nur noch von Dunkler Materie dominiert werden, kaum noch Gas und Sterne enthalten und dadurch extrem leuchtschwach und schwer beobachtbar sind (Mayer et al. 2007).
Weitere interessante Details gibt es unter den Einträgen Milchstraße, Galaxie und Hubble-Klassifikation.
Blicke auf die Große Magellanische Wolke
Wir betrachten nun ein Mitglied der Lokalen Gruppe etwas genauer: die Große Magellanische Wolke (engl. Large Magellanic Cloud, LMC). Es handelt sich um eine irreguläre Zwerggalaxie, die nur von der Südhalbkugel der Erde aus beobachtet werden kann. Am Himmel ist sie im Sternbild Dorado (dt. Schwertfisch) zu finden und erscheint als blasses, kugeliges Wölkchen. Diese Satellitengalaxie der Milchstraße ist 160000 Lichtjahre entfernt und hat einen Durchmesser von etwa 70000 Lichtjahren.
Die beiden Fotos über diesem Text (große Version) zeigen ein und dasselbe Objekt: die LMC – jedoch beobachtet in unterschiedlichen Wellenlängenbereichen der elektromagnetischen Strahlung. Rechts ist ein optisches Foto zu sehen, das die LMC als irreguläre Galaxie entlarvt (Credit: Wei-Hao Wang, Institut für Astronomie, Hawaii, 2007). Links ist die LMC (bei gleicher Orientierung) im Infraroten zu sehen – das Foto wurde mit dem Weltraumteleskop Spitzer fotografiert, das nur Infrarotstrahlung detektieren kann (Credit: Meixner, NASA/JPL & the SAGE Legacy Team, 2007). 300000 Einzelbeobachtungen mit Spitzer wurden hier zu einem Falschfarbenkomposit zusammengefügt. Die Infrarotemission kommt vom überall in der LMC fein verteilten interstellaren Medium. Diese Material, im Wesentlichen Gas und Staub, wird durch Strahlung von Sternen in der Umgebung aufgeheizt und sendet Plancksche Strahlung (Wärmestrahlung) aus. Der Staub erscheint schwarz in der optischen Aufnahme und rötlich im Infraroten; Sterne sind optisch als weiße und im Infraroten als grüne Punkte zu sehen. Eine Sternentstehungsregion wird von Spitzer als rötliche Wolke fotografiert. In beiden Fotos ist eine dominant leuchtende Region links von der Bildmitte zu sehen. Das ist der Tarantelnebel (30 Doradus), eine Sternentstehungsregion, also ein 'Kollege' des Orionnebels in der Milchstraße. Optisch gut zu sehen ist die zentrale Balkenstruktur in der LMC. In der Wärmestrahlung erscheint dieser Bereich als blau glühender Balken unterhalb von der Bildmitte. Das ist das Licht von älteren Sternpopulationen in der LMC.
Die LMC hat 1987 für große Aufregung gesorgt, denn damals ereignete sich die berühmte Supernova 1987A. Das war die erste Gelegenheit für Astronomen eine Supernova vom Typ II live mitzuverfolgen. Eine detaillierte Beschreibung dieses Ereignisses gibt es im Eintrag Supernova.
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