Lexikon der Biologie: Lippfische
Lippfische, Lippfischartige, Labroidei, Unterordnung der Barschartigen Fische mit 6 Familien, 219 Gattungen und ca. 2230 Arten. Kennzeichnend sind charakteristische Umbildungen der oft mit Zähnen besetzten Schlundknochen, die meist durch ein Gelenk mit der Schädelbasis verbunden sind; viele haben ein vorstülpbares Maul mit wulstigen Lippen. Hauptverbreitungsgebiete sind warme Meere und tropische Süßgewässer, doch fehlen sie auch nicht in kühlen Gewässern gemäßigter Zonen. Wichtige Familien sind die Lippfische i.e.S. (Labridae), Papageifische(Scaridae) und die früher zur Unterordnung Barschfische gestellten Buntbarsche(Cichlidae), Riffbarsche(Pomacentridae) und Brandungsbarsche(Embiotocidae). Bei Lippfischen i.e.S. und Papageifischen unterscheiden sich Jungfische, Weibchen und Männchen oft ganz erheblich in der Färbung, weshalb sie manchmal als eigene Arten beschrieben worden sind; zudem wandeln sich bei vielen Arten die zunächst weiblichen Tiere in sekundäre Männchen um (Proterogynie), die dann neben den sich direkt entwickelnden primären Männchen vorkommen. Die Arten beider Familien haben weiter gemeinsam, daß sie beim Schwimmen die Brustflossen gleichzeitig nach hinten schlagen. – Die Familie Lippfische i.e.S. oder Eigentliche Lippfische (Labridae) umfaßt ca. 60 Gattungen und 500 Arten, die in Gestalt, Größe und der oft prächtigen Färbung stark voneinander abweichen ( vgl. Abb. ). Neben den Grundeln bilden sie die zweitgrößte Familie mariner Fische. Die kleinste Art, Minilabrus striatus aus dem Roten Meer, mißt nur 4,5 cm, während der Buckelkopflippfisch (Cheilinus undulatus) aus dem Indopazifik bis 2,3 m lang wird. Meist mit langgestrecktem Körper, zahnlosem Gaumen, Schwimmblase, sackförmigem Magen ohne Pylorusanhänge, einteilige, vorn stachel- und hinten weichstrahlige Rückenflosse; leben oft gruppenweise an küstennahen Felsen oder zwischen Korallenriffen; viele Lippfische haben ein auffälliges Brutverhalten, und zahlreiche Arten graben sich zum Schlafen in den Sandboden ein. – An europäischen Küsten von Norwegen bis ins Mittelmeer kommen u.a. vor: der bis 35 cm lange Kuckucks-Lippfisch (Labrus ossifagus, syn. Labrus bimaculatus;Fische I ), der etwas größere Gefleckte Lippfisch (Labrus bergylta) und der gedrungene, vorwiegend dunkelbraune, bis 20 cm lange Klippenbarsch (Ctenolabrus rupestris) mit einem schwarzen Fleck oben am Schwanzstiel; er dringt bis ins Schwarze Meer vor. Zahlreiche kleine, tropische Lippfische vor allem der Gattung Labroides putzen größeren Fischen die Haut, indem sie deren Außenparasiten oder kranke Hautstellen (selbst im Maul und Kiemenbereich) abweiden (Putzsymbiose). Ein gut untersuchter Putzerfisch ist die schlanke, längsgestreifte, bis 10 cm lange Meerschwalbe (Labroides dimidiatus) des Indopazifiks und des Roten Meeres (Auslöser); mit dem ihm sehr ähnlichen Säbelzahnschleimfisch (Plagiotremus spec.) gibt es sogar einen räuberischen Nachahmer (Peckhamsche Mimikry). Wirtschaftlich genutzt wird der an der nordamerikanischen Atlantikküste vorkommende, bis 90 cm lange Austernfisch (Tautoga onitis). Abweichend gestaltete Lippfische sind die karibischen Rasiermesserfische (Hemipteronotus, syn. Xyrichthys) mit abgerundetem Kopf und messerartig dünnem Körper und die indopazifischen Vogelfische (Gomphosus) mit schnabelartigem Vorderkopf und kleinem endständigem Maul. Mehrere prächtig gefärbte Lippfische sind beliebte Aquarienfische, z.B. der bis 25 cm lange Meerjunker (Coris julis;vgl. Abb. ) mit einem leuchtend roten, blau gesäumten Längsband; von ihm ist Geschlechtsumkehr von Weibchen zu Männchen bekannt; der bis 16 cm lange, rotbraune Weißmaul-Lippfisch (Symphodus mediterraneus, früher Crenilabrus mediterraneus) und der auf grünem Grund bläulich längsgestreifte, bis 35 cm lange Spitzschnauzen-Lippfisch (Symphodus tinca, früher Crenilabrus tinca); die 3 Arten sind im Ostatlantik und im Mittelmeer heimisch.
T.J.
Lippfische
1 Blaukopf-Kaiserfisch (Pomacanthus xanthometopon, Malediven), 2 Napoleon-Lippfisch (Cheilinus undulatus, Rotes Meer), 3 Dianas Schweinslippfisch (Bodianus diana, Rotes Meer), 4 Meerjunker (Coris julis, Mittelmeer), 5 Schnauzenlippfisch (Crenilabrus scina, Mittelmeer)
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