Lexikon der Chemie: Baeyersche Spannungstheorie
Baeyersche Spannungstheorie, Theorie über Raumstruktur und Reaktivität der Cycloalkane. A. v. Baeyer nahm den ebenen Bau der Cycloalkane an. Aus der Größe der Abweichung des jeweiligen Ringwinkels vom Tetraederwinkel (109° 28') nach unten oder oben definierte er eine Ringspannung, die Bindungswinkel- oder Baeyer-Spannung, zur Erklärung der unterschiedlichen durch Verbrennungswärmen bestimmbaren thermodynamischen Stabilität der Cycloalkane unterschiedlicher Ringgröße. Diese Beziehung stimmt für Cyclopropan, -butan und -pentan, aber versagt schon für Cyclohexan und besonders für die höheren Cycloalkane. Ursache ist der nicht ebene Bau aller Cycloalkane (außer Cyclopropan), wie bereits 1890 von Sachse und 1918 von Mohr vorausgesagt wurde. Die klassische B. S. ist deshalb nicht mehr anwendbar. Die Baeyer-Spannung ist bei allen Cycloalkanen klein, da auch die Winkel im Cyclobutan und -pentan fast den Tetraederwert erreichen, sie bestimmt aber zusammen mit der Pitzer-Spannung (Stereoisomerie 2.1.) die stabilen Konformationen der kleinen und normalen Ringe und zusätzlich noch mit der transannularen Spannung die der mittleren Ringe.
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