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Lexikon der Chemie: Cyanoferrate

Cyanoferrate, anionische Cyanokomplexe des Eisens. Hexacyanoferrate(II). Alkalimetall-hexacyanoferrate(II), M4[Fe(CN)6], gelbe, in Wasser leicht lösliche, diamagnetische Verbindungen mit oktaedrischen [Fe(CN)6]4--Ionen. Wichtige Vertreter: Kalium-hexacyanoferrat(II), gelbes Blutlaugensalz, Gelbkali, K4[Fe(CN)6]·3 H2O; Natrium-hexacyanoferrat(II), Gelbnatron, Na4[Fe(CN)6]·10 H2O. Mit Schwermetall-Ionen bilden Hexacyanoferrate(II) charakteristische, koordinationspolymere, aus wäßriger Lösung in Form farbiger Niederschläge ausfallende Verbindungen. Zu ihnen zählen das meist als Berliner Blau bezeichnete Eisen(III)-hexacyanoferrat(II) und das zur Herstellung semipermeabler Membranen in osmotischen Zellen genutzte Kupfer(II)-hexacyanoferrat(II) Cu2[Fe(CN)6n H2O. Durch Protolyse von Hexacyanoferraten(II) erhält man die Hexacyanoeisen(II)-säure H4Fe(CN)6 in Form eines weißen Pulvers. Die technische Gewinnung von Kaliumhexacyanoferrat(II) erfolgt meist über Calcium-hexacyanoferrat(II) Ca2[Fe(CN)6] (Gelbcalcium), indem man Cyanwasserstoff mit Eisen(II)-chloridlösung in Gegenwart von Calciumhydroxid zur Reaktion bringt. Man fällt durch Zugabe von Kaliumchlorid das in Wasser schwer lösliche Salz K2Ca[Fe(CN)6], das mit Kaliumcarbonat zu Kalium-hexacyanoferrat(II) umgesetzt wird. Dieses ist ein wichtiger Rohstoff zur Erzeugung von Blaupigmenten sowie für die Darstellung von rotem Blutlaugensalz. Natriumhexacyanoferrat(II) wird durch Direktreaktion aus Eisen(II)-chlorid, Cyanwasserstoff und Natronlauge gewonnen und als Hilfsmittel bei der Anilinschwarz- und Küpenfärberei sowie bei der Flotation eingesetzt.

Hexacyanoferrate(III). Alkalimetall-hexacyanoferrate(III), rote, giftige, wasserlösliche Komplexe vom low-spin-Typ, von denen das Kaliumsalz, Kalium-hexacyanoferrat(III), K3[Fe(CN)6], auch als rotes Blutlaugensalz oder Rotkali bezeichnet wird. Seine Protolyse führt zur in braunen Nadeln kristallisierenden, unbeständigen Hexacyanoeisen(III)-säure, H3Fe(CN)6. Man erhält K3[Fe(CN)6] durch anodische Oxidation von K4[Fe(CN)6] und verwendet es als Oxidationsmittel bei organischen Synthesen und in Farbfilmentwicklungsbädern.

Pentacyanoferrate, durch Substitution eines CN-Liganden der Hexacyanoferrate zugängliche Verbindungen des Typs [Fe(CN)5X]n-, auch als Prussiate bezeichnet. Ihr wichtigster Vertreter ist Natrium-pentacyanonitrosylferrat, Nitroprussidnatrium, Na2[Fe(CN)5NO]·3 H2O, rubinrote, rhombische Kristalle. Man erhält die Verbindung durch Reaktion von gelbem Blutlaugensalz mit Salpetersäure bei nachfolgender Sodazugabe und verwendet sie z. B. zum Sulfid- und Sulfitnachweis.

  • Die Autoren
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Prof. Dr. Walter Dannecker, Hamburg
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Dr. Andreas Fath, Heidelberg
Dr. Lutz-Karsten Finze, Großenhain-Weßnitz
Dr. Rudolf Friedemann, Halle
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Dr. Günter Kraus, Halle
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Fachkoordination:
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Redaktion:
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