Lexikon der Chemie: Rekristallisation
Rekristallisation, das Kristallwachstum innerhalb eines polykristallinen Materials, das in Form einer Neubildung und Wanderung von Großwinkelkorngrenzen in Erscheinung tritt. R. ist bei metallischen Gefügen zu beobachten, die durch vorausgegangene plastische Verformung, schnelles Abkühlen von hohen Temperaturen oder aus anderen Gründen starke Gitterstörungen aufweisen und längere Zeit oberhalb der Rekristallisationstemperatur gehalten (getempert) werden. Die Rekristallisationstemperatur hängt vor allem vom Schmelzpunkt, aber auch vom Verformungsgrad des behandelten Materials ab und beträgt z. B. etwa 1500 K für Wolfram, 700 K für Eisen und 300 K für Zinn. Ausgangspunkt der R. ist die Keimbildung neuer, ungestörter Kristallite oder Körner, die bevorzugt an besonders stark verformten Stellen der Probe einsetzt. Durch das anschließende Kornwachstum bis zum völligen Verbrauch des alten Gefüges ermöglicht die R. die Beseitigung der Folgen einer plastischen Deformation. Durch R. kann auch das schnelle, bevorzugte Wachstum eines Kristallites auf Kosten seiner Umgebung erreicht werden, so daß die R. als eine Methode zur Herstellung von nahezu versetzungsfreien Einkristallen, z. B. von Blei, Eisen oder Aluminium, benutzt werden kann (Kristallzüchtung). Da die Korngröße entscheidend die Festigkeit eines Metallgefüges mitbestimmt, hat die R. eine große Bedeutung für die mechanischen Eigenschaften metallischer Werkstoffe. Der Zusammenhang zwischen der Korngröße und den beiden Parametern der Rekristallisationsbehandlung Verformungsgrad und Temperatur wird im Rekristallisationsdiagramm dargestellt.
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