Lexikon der Chemie: Säurehalogenide
Säurehalogenide, 1) Derivate von Sauerstoffsäuren, bei denen eine oder mehrere OH-Gruppen durch ein Halogenatom ersetzt sind. Wichtige S. anorganischer Sauerstoffsäuren sind Siliciumtetrafluorid SiF4, Sulfurylchlorid SO2Cl2, Thionylchorid SOCl2 und Chlorsulfonsäure HSO3Cl, Phosgen COCl2, Phosphoroxidchlorid POCl3, Phosphor(III)-chlorid PCl3, Phosphor(V)-chlorid PCl5, Nitrosylchlorid NOCl und Chromylchlorid CrO2Cl2.
2) Carbonsäurehalogenide, Acylhalogenide, Derivate von Carbonsäuren, bei denen die Hydroxygruppe in der Carboxygruppierung durch ein Halogenatom ersetzt ist. Die Bezeichnung erfolgt entweder mit dem Namen des Stammkohlenwasserstoffs und Anhängen von -oylhalogenid, z. B. Ethanoylchlorid oder durch Trivialnamen, z. B. Acetylchlorid. Carbonsäurehalogenide sind reaktive Verbindungen, sie dienen, insbesondere die Chloride, als Acylierungsmittel. Sie haben tiefere Siede- bzw. Schmelzpunkte als die Carbonsäuren. Bei ihrer Darstellung geht man von den Carbonsäuren bzw. ihren Salzen oder den Carbonsäureanhydriden aus und setzt diese mit anorganischen S. um, beispielsweise bei der Darstellung der Chloride mit Thionylchlorid, Phosphor(III)-chlorid, Phosphoroxidchlorid oder Phosphor(V)-chlorid. Carbonsäurechloride lassen sich mit Bromwasserstoff bzw. Iodwasserstoff in die Carbonsäurebromide bzw. Carbonsäureiodide überführen. Aus Carbonsäurechloriden und KHF2 sind die Carbonsäurefluoride darstellbar. Carbonsäurehalogenide sind ausgezeichnete, reaktive Acylierungsmittel für Verbindungen mit aktiven Wasserstoffatomen. Nach einem Additions-Eliminierungs-Mechanismus entstehen bei deren Hydrolyse Carbonsäuren, bei der Umsetzung mit Alkoholen und Phenolen Carbonsäureester, mit Ammoniak bzw. primären oder sekundären Aminen Säureamide, mit Hydrazin bzw. substituierten Hydrazinen Hydrazide, mit Hydroxylamin Hydroxamsäuren, mit Natriumazid Carbonsäureazide, mit den Natriumsalzen von Carbonsäuren Carbonsäureanhydride. Carbonsäurehalogenide werden als Acylierungsreagenzien bei der Friedel-Crafts-Acylierung verwendet. Bei der Reaktion mit Grignard-Verbindungen werden Ketone gebildet. Carbonsäurechloride lassen sich zu Aldehyden oder primären Alkoholen reduzieren (Rosenmund-Reduktion). Die Arndt-Eistert-Synthese ist eine Methode zur Kettenverlängerung von Carbonsäuren, die von Carbonsäurehalogeniden ausgeht.
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