Lexikon der Chemie: Sulfitablauge
Sulfitablauge, die bei der Zellstoffherstellung nach dem Sulfitverfahren anfallende Lauge. Sie enthält etwa 10 % Festsubstanzen, hiervon 3 bis 5 % Kohlenhydrate, und 4 bis 6 % Ligninsulfonsäure als Hauptbestandteil. Insgesamt sind in der S. etwa 50 % der gesamten Festsubstanz des Holzes zu finden, deshalb ist eine wirtschaftliche Nutzung der S. unbedingt notwendig.
Verwendung: 1) Verbrennung. Die S. ergeben nach dem Eindampfen in Vakuumverdampfern eine Trockensubstanz mit einem Heizwert von 16000 kJ/kg, deren Menge theoretisch ausreicht, uni den Dampfbedarf der Kocherei zu decken. 2) Vergärung. Die weitestgehend von Schwefeldioxid befreite S. wird mit gebranntem Kalk oder Kalkstein bei 90 °C neutralisiert und bei 34 °C mit Hefe zu Ethanol (Sulfitsprit) vergoren. Die Hefe wird in Separatoren abgetrennt und in das Gärsystem zurückgeleitet. Je Tonne Zellstoff können etwa 100 l 96%iger Alkohol gewonnen werden. 3) Verhefung. Die abgekühlte, neutralisierte S. wird unter Zusatz von Kaliumchlorid und Ammoniumphosphat als Nährlösung für die Hefe eingesetzt. Unter guter Belüftung verbleibt die S. zusammen mit Hefe etwa 41/2 Stunden bei 32 °C in 200 bis 300 m3großen Verhefungsbehältern und wird dann kontinuierlich abgezogen. Das austretende Gemisch enthält 1,2 bis 1,5 % Festsubstanz, die in Separatoren abgetrennt, in Verdampfern eingedickt und auf Walzen- oder Zerstäubungstrocknern zu einer Trockenhefe mit einem Wassergehalt von 8 % getrocknet wird. Je m3 S. entstehen 12 bis 15 kg Hefe, die vor allem als Futterprotein in der Tierernährung eingesetzt wird. 4) Weiterhin wird S. zur Herstellung von Gerbstoffen und Vanillin sowie als Bodenverbesserungsmittel verwendet. Die Ligninsulfonsäuren und ihre Salze (Ligninsulfonate) können als Bindemittel, als Netz- und Dispergiermittel in der Bauindustrie, als Flotationsmittel, als Gerbstoffkomponente sowie als Komponente für Kautschukhilfs- und Faserschutzmittel eingesetzt werden.
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