Lexikon der Kartographie und Geomatik: Verortung
Verortung, Positionierung, E positioning, die Konstruktion der Geometrie von Zeichen zur logischen Abbildung und graphischen Präsentation der Lage von Objekten in der Karte und in kartographischen Medien. Hierzu kann auch die geometrische Ausrichtung von Objekten auf die perspektivische Sicht eines Betrachters sowie unter bestimmten Bedingungen die geometrische Ausrichtung der Kartenschrift gehören. Häufig wird der Begriff der Verortung auch als Synonym für Georeferenzierung gebraucht.
Zur Differenzierung objektbezogener und zeichenbezogener Aspekte der Verortung wird zwischen einer Verortungsebene und einer Platzierungsebene unterschieden (vgl. kartographisches Zeichenmodell). Auf der Verortungsebene werden die Lagepositionen der Mittelpunkte, Achsen und Flächenränder von Objekten durch Stützpunkte geometrisch-logisch abgebildet. Auf der Platzierungsebene werden dagegen die Lagepositionen von Objekten gemeinsam mit den Kartenzeichen geometrisch-graphisch präsentiert. Durch die Kartenschrift wird die Lage von Objekten nur dann geometrisch-logisch abgebildet, wenn sie diese eigenständig, also unabhängig von einem Kartenzeichen, repräsentiert. Dies ist beispielsweise bei der Präsentation eines Landschaftsnamens mit spezifisch verlaufendem Textfluss zur Darstellung des Formverlaufs einer Landschaft gegeben.
Verortungs- und Platzierungsebene haben jeweils unterschiedlichen Einfluss auf die Informationsentnahme aus Karten (vgl. kartographische Informationsverarbeitung). Da kartographische Zeichen grundsätzlich eine zweidimensionale Ausdehnung aufweisen, entsteht auf der Verortungsebene zwischen den null- oder eindimensional als Mittelpunkte oder Achsen definierten Objekten und den Zeichen in der Karte eine dimensionale Diskrepanz. Diese Diskrepanz zwischen logischer Objekt- und konkreter Zeichendimension führt zur Verzerrung von euklidischen sowie ggf. topologischen Relationen zwischen Objekten und bewirkt damit beim Kartennutzer Verfälschungen, die visuell-gedanklich mit Hilfe der Fähigkeit zur Raumvorstellung ausgeglichen werden müssen. Neben den dimensionsbezogenen Verzerrungen ergeben sich auf der Platzierungsebene weitere visuelle Probleme aus der lokalen Form und Größe der Zeichen in der Karte sowie ihren unterschiedlichen Abständen zueinander. So führt beispielsweise die Platzierung von Diagrammen zur gegenseitigen Überdeckung und zum Randschnitt von Zeichen sowie zur Abdeckung der Zuordnung von Zeichen zu Stützpunkten (Zeichenüberlagerung). Die aus diesen Problemen resultierenden Unschärfen bei der visuell-kognitiven Verarbeitung von geometrischen und substantiellen Zustands- und Beziehungsinformationen in Karten müssen durch eine Analyse und folgende Optimierung der Verortungsergebnisse nivelliert werden (Abb.).
Die Verortung von Zeichen in der Karte wird heute meist von kartographischen Konstruktionssystemen, kartographischen Informationssystemen oder Konstruktionsmodulen in Geoinformationssystemen automatisch ausgeführt. Analyse und Optimierung von Verortungsergebnissen müssen vom Systemanwender i. d. R. allerdings selbst vorgenommen werden. Kriterien zur Optimierung der Verortung von Kartenzeichen und -schrift sowie Formen der Unterstützung des Kartennutzers bei der visuell-kognitiven Verarbeitung dimensionaler Diskrepanzen und Zeichenüberlagerungen werden in der Empirischen Kartographie und im Rahmen der kartographischen Modellbildung untersucht (vgl. auch kartographische Generalisierung).
PTZ
Literatur: [1] BOLLMANN, J. (1996): Kartographische Modellierung – Integrierte Herstellung und Nutzung von Kartensystemen. In: Schweiz. Gesellschaft f. Kartographie. Beiträge zum Kartographiekongreß Interlaken 96. Bern. [2] KELNHOFER, F. (1990): Thema – kartographische Signaturengestaltung unter Berücksichtigung perzeptiver Parameter. In: Mayer, F. (Hrsg.): Kartographischer Kongress Wien 1989 (= Wiener Schriften zur Geographie und Kartographie, Bd. 4), Wien. [3] MENG, L. (1993): Erkennung der Kartenschrift mit einem Expertensystem (= Wissenschaftliche Arbeiten der Fachrichtung Vermessungswesen der Universität Hannover, Bd. 4), Hannover.
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