Lexikon der Neurowissenschaft: Du Bois-Reymond
Du Bois-Reymond, Emil, deutscher Physiologe ( siehe Abb. ), *7.11.1818 Berlin, †26.12.1896 Berlin; nach vielseitigem Studium in Philosophie, Geschichte, Experimentalchemie und -physik Medizinstudium in Berlin; Schüler von J.P. Müller; ab 1855 Professor für Physiologie in Berlin, 1858 als Nachfolger von J.P. Müller Direktor des Physiologischen Instituts der Universität. 1841 begann er, angeregt durch A. von Humboldt und J.P. Müller, mit Experimenten über tierische Elektrizität. Durch verfeinerte Versuchsmethoden, Verstärkung der bioelektrischen Ströme und ihre exakte Messung begründete er die moderne Elektrophysiologie. Er wies die durch Muskelbewegung auftretenden bioelektrischen Ströme bei Fröschen, anderen Versuchstieren und beim Menschen nach, beobachtete als erster den "Verletzungsstrom" (eine negative Stromschwankung) am Muskel und konstruierte zahlreiche Registrier- und Meßgeräte, die im Laboratorium und für klinisch-diagnostische Untersuchungen eingesetzt wurden. Zusammen mit C.F.W. Ludwig, H.L.F. von Helmholtz und E.W. von Brücke vertrat Du Bois-Reymond eine physikalisch-chemische Richtung in der Physiologie, die den Vitalismus zu überwinden suchte. Später grenzte er sich aber gegen spekulative Überspitzungen ab und stellte den erforschbaren Gebieten der Naturwissenschaften Gebiete wie Religion und Bewußtsein gegenüber, die er mit seinem vielzitierten "Ignorabimus" ("Wir werden es nicht wissen") charakterisierte. Dies änderte jedoch nichts an seinen intensiven experimentellen Forschungen und seiner Anerkennung der Evolutionstheorie. Werke (Auswahl): "Untersuchungen über thierische Elektricität" (Band I 1848, Band II 1849-84) "Grenzen des Naturerkennens" (1872), "Gesammelte Abhandlungen zur allgemeinen Muskel- und Nervenphysik" (2 Bände, 1875-77).
E. Du Bois-Reymond
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.