Lexikon der Neurowissenschaft: Müller
Müller, Johannes Peter, deutscher Anatom und Physiologe ( siehe Abb. ), *14.7.1801 Koblenz, †28.4.1858 Berlin; ab 1826 Professor in Bonn, 1833 in Berlin, ab 1834 Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Er begründete die Physiologie als selbständige Wissenschaftsdisziplin und war geistiges Zentrum der berühmten Berliner Schule der Physiologie, aus der die namhaftesten deutschen Physiologen und Anatomen der 2. Hälfte des 19. Jh. hervorgingen. Nach Arbeiten, die zunächst noch einem romantisch-naturphilosophischen Denken verbunden waren, wandte er sich der exakten, mit chemischen und physikalischen Methoden arbeitenden Physiologie zu, ohne jedoch seine vitalistischen Vorstellungen (Vitalismus) aufzugeben. Besonders wichtige Beiträge lieferte er zur Neurophysiologie und Neuroanatomie. So formulierte er aufgrund von Tierexperimenten und physiologischen Selbstbeobachtungen das physiologische Fundamentalgesetz von der spezifischen Energie der Sinnesorgane(Gesetz der spezifischen Sinnesenergien, Müller-Gesetz). Es besagt, daß jedes Sinnesorgan auf unterschiedlichste Reize in der gleichen, charakteristischen Weise reagiert. 1831 erbrachte er den experimentellen Beweis für das Bell-Magendie-Gesetz, nach dem die Vorderwurzeln der Rückenmarksnerven eine motorische, die Hinterwurzeln eine sensorische Funktion haben. Weiter erforschte er die Gesetze der Bewegungen der Tiere, den Ablauf der Reflexbewegungen und zusammen mit seinen Schülern, insbesondere E. Du Bois-Reymond, Probleme der tierischen Elektrizität. Weitere Forschungsgebiete waren die Stimmbildung im Kehlkopf und das Gehör sowie vergleichende anatomische und morphologische Studien. Seit 1834 gab er das "Archiv für Anatomie, Physiologie und wissenschaftliche Medizin" heraus. Weitere Werke (Auswahl): "Zur vergleichenden Physiologie des Gesichtssinns" (1826), "Grundriß der Vorlesungen über Physiologie" (1827), "Handbuch der Physiologie des Menschen" (2 Bände, 1833-40).
J.P. Müller
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