Lexikon der Neurowissenschaft: Epiphyse
Epiphysew [von griech. epiphysis = Zuwachs, Ansatz], 1)Epiphysis cerebri, Corpus pineale, Glandula pinealis, Pinealorgan, Zirbeldrüse, Epineal gland, ontogenetisch als kleine, mediane, zapfenartige Ausstülpung des Zwischenhirndaches (Epithalamus) entstehendes Endorgan des photoneuroendokrinen Systems, das zwischen den beiden Hirnhemisphären gelegen ist. Die Epiphyse ist phylogenetisch eng mit dem Parietalorgan assoziiert. Beide Organe können bei niederen Wirbeltieren (Neunaugen, Fischen, Amphibien, Reptilien) gemeinsam vorhanden sein ("Parietal-Pineal-Komplex"); sie sind hier in jedem Fall direkt lichtempfindlich und können zu einem 3. Auge (Scheitelauge, Parietalauge) ausgebildet sein. Bei Säugetieren ist die Epiphyse alleine entwickelt und nicht mehr direkt lichtsensitiv, sondern sie erhält Lichtinformation über eine komplexe neuronale Verbindung von den Augen. Die Epiphysenzellen (Pinealocyten) produzieren tagesperiodisch (d.h. nur nachts bzw. bei Dunkelheit) das Hormon Melatonin (5-Methoxy-N-Acetyltryptamin). Während Melatonin bei Fischen und Amphibien speziell an der hormonellen Steuerung des Farbwechsels beteiligt ist, steuert es bei Vögeln im wesentlichen circadiane Rhythmen. Auch bei Säugetieren unterliegt die Biosynthese des epiphysären Melatonins einer circadianen Rhythmik, und die Aktivität der Epiphyse ändert sich in Abhängigkeit von der Jahreszeit. Dadurch steuert die Epiphyse über das Hormon Melatonin sowohl tagesperiodische (z.B. Schlaf-Wach-Rhythmen) als auch jahresperiodische Vorgänge (z.B. Fortpflanzungsaktivität, Fellwechsel, Thermoregulation, Winterschlaf) und spielt damit eine Schlüsselrolle für die biologische Uhr (Chronobiologie). 2) rundlich verdickter Endabschnitt von Röhrenknochen.
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