Lexikon der Neurowissenschaft: Phobie
Phobie w [von griech. phobos = Furcht],phobische Neurose, phobische Störung,Zwangsbefürchtung,Ephobia, abnorme, irrationale, unkontrollierbare Angst vor bestimmten Objekten, Tieren (z.B. Spinnen, Schlangen) oder Situationen (z.B. weiten, offenen Räumen), die jedoch grundlos ist und über die tatsächliche Bedrohung weit hinausschießt (Angststörungen). Unter milden Phobien leiden etwa 6% der Bevölkerung, bei 0,2% nehmen sie pathologische Formen an. Die Betroffenen (überwiegend Frauen) erkennen die Irrationalität ihrer Furcht, versuchen aber dennoch, den Auslöser zwanghaft zu vermeiden. Man unterscheidet einfache Phobien, die häufig schon im Kindesalter vorkommen, z.B. Furcht vor Spinnen (Arachnophobie), Hunden (Cynophobie), der Zahl 13 (Triskaidekaphobie), und komplexe Phobien, die oft erst später ausbrechen, z.B. Agoraphobie (die häufigste Phobie) oder Klaustrophobie, typischerweise zwischen 18 und 28 Jahren (häufiger bei Frauen), sowie Soziophobie, typischerweise zwischen 11 und 16 Jahren (häufiger bei Männern). Auch abstraktere Situationen können gefürchtet werden, z.B. Verantwortung (Hypergiaphobie), Veränderungen (Tropophobie) oder die Ehe (Gamophobie). Psycho- und Verhaltenstherapie können erreichen, daß die Phobie jahrelang unter Kontrolle bleibt ( siehe Zusatzinfo ). Kommt es zu Streß oder einem Trauma, kann sie aber mit voller Wucht zurückkehren. Die Therapie kann die gelernte Angst-Reaktion also nicht tilgen, sondern nur ihre Auslösung kontrollieren. Akrophobie, Vermeidungsverhalten.
Lit.:Hand, I., Wittchen, H.U. (Hrsg.): Panic and phobias. Berlin 1988. Marks, I.: Fears and Phobias. New York 1969.
Phobie
Besonders verhaltenstherapeutische Techniken zeigen Erfolge bei der Therapie von Phobien. Gehörte bislang die systematische Desensibilisierung zur Standardbehandlung, bei der der Phobiker mit Situationen oder Objekten konfrontiert wird, die den gefürchteten Situationen oder Objekten nach und nach immer ähnlicher werden, so scheint jetzt die Reizkonfrontationstherapie effektiver zu sein. Hier wird der Phobiker der gefürchteten Situation oder dem gefürchteten Objekt wiederholt ausgesetzt, so daß er erkennen kann, daß trotz direkter Konfrontation nichts Unangenehmes oder gar Schmerzliches passiert. Langsam nimmt die intensive Angst ab. Als Ursache für den Heilungserfolg werden Extinktion und Habituation diskutiert.
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