Lexikon der Neurowissenschaft: Pick-Krankheit
Pick-Krankheit w, Morbus Pick, Pick-Atrophie, EPick's disease, erstmals von dem Neurologen Arnold Pick (1851-1924) 1892 beschriebene, primäre neurodegenerative Hirnerkrankung aus dem Formenkreis der Frontallappendemenz. Die Pick-Krankheit ist weitaus seltener als die Alzheimer-Krankheit und tritt meist zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr auf. Die durchschnittliche Krankheitsdauer beträgt zwei bis fünf Jahre. Bei den selten beschriebenen familiären Formen scheint es sich weitgehend um Fälle von familiärer frontotemporaler Demenz und Parkinsonismus zu handeln. Klinisch stehen am Anfang Persönlichkeits- und Verhaltensveränderungen im Vordergrund ( siehe Zusatzinfo ), gefolgt von Sprachstörungen. Kognitive Defizite treten meist erst im späteren Verlauf hinzu. Im Gegensatz zur Alzheimer-Krankheit, wo eine diffuse corticale Hirnatrophie beobachtet wird, ist bei der Pick-Krankheit die Rindenatrophie praktisch ausschließlich auf Temporal- und Frontallappen beschränkt. Die histologischen Hauptveränderungen bestehen in einem Ausfall von Nervenzellen, vor allem in den ersten drei Schichten der Großhirnrinde. Noch erhaltene Neurone sind oftmals geschwollen. Daneben finden sich zahlreiche intraneuronale, argentophile, kugelförmige Einschlüsse, die Pick-Körperchen. Ultrastrukturell bestehen die Pick-Körperchen aus geraden Fibrillen und unterscheiden sich damit von den paarigen helicalen Filamenten der Alzheimer-Krankheit. Biochemischer Hauptbestandteil der Pick-Körperchen ist allerdings ähnlich wie bei den Neurofibrillenveränderungen der Alzheimer-Krankheit das abnorm phosphorylierte Tau-Protein. Die Pick-Krankheit wird deshalb zu den Tauopathien gezählt.
Pick-Krankheit
Ein kleiner Teil der Patienten entwickelt zuvor nicht sichtbare kreative Talente (häufig in bildenden Künsten, aber auch Musik oder Erfindungen). Diese Patienten werden dabei asozial, introvertiert, zeigen wenig Interesse an den Meinungen anderer Menschen und neigen dazu, fanatisch an ihrer Kunst zu arbeiten. Dieses Auftauchen eines Talents hängt eventuell davon ab, welche verschiedenen Teilmengen der Gehirnzellen der Patienten beeinflußt bzw. verschont werden und wie die anregenden und hemmenden Schaltkreise des Gehirns auf die Zellschäden reagieren. In den meisten der Menschen mit bildenden künstlerischen Talenten war jedoch nur die Vorderseite des Temporallappens betroffen, und der Zellverlust war auf der linken Seite des Gehirns größer. Nicht betroffen war der hintere Teil der Temporallappen, der die visuelle Welt, Form, Farbe und Bewegung interpretiert. Das Studium dieser Menschen könnte vielleicht auch zu verstehen helfen, wo und wie sich z.B. visuelle und musikalische Fähigkeiten im Gehirn entwickeln.
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