Lexikon der Neurowissenschaft: Priming
Primings [von E to prime= instruieren, vorbereiten], E priming,die verbesserte Fähigkeit zur Verarbeitung, Wahrnehmung oder Identifikation eines Reizes, die darauf beruht, daß dieser oder ein ähnlicher Reiz kurz zuvor bereits präsentiert wurde. Priming erhöht die Geschwindigkeit und Effizienz, mit denen Organismen mit einer vertrauten Umwelt interagieren, indem die Informationsverarbeitung durch frühere Erfahrungen gleichsam vorbereitet wurde. So werden z.B. im Experiment Wörter, sinnlose Buchstabenfolgen, Linien, Figuren oder Töne, die man früher schon gesehen oder gehört hat, häufiger oder schneller erkannt, wenn sie kurz erneut präsentiert werden (z.B. wenn sie 25 ms lang auf einen Bildschirm geblitzt werden). Auch die freie Assoziation wird beeinflußt: Mit dem Wort "Kind" assoziieren z.B. 22% der Testpersonen "Baby". Wurde "Baby" zuvor auf einer Wortliste präsentiert, verdoppelt sich später die Wahrscheinlichkeit, "Baby" zu sagen. Werden verschiedene Wörter gezeigt, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, Wortstämme z.B. aus 3 Buchstaben mit diesen und nicht anderen, genauso beginnenden Wörtern zu ergänzen. PET-Studien und Ableitungen mit Kopfhaut-Elektroden haben gezeigt, daß sich bei der Wortstammergänzung die Aktivität im visuellen Cortex 100 ms nach der Präsentation des Stammes verringert, in weiter vorn gelegenen Hirnabschnitten aber erst etwa 300 ms nach der Präsentation. Perzeptives Priming tritt also zuerst in den sensorischen Cortexarealen auf, was den nachgeschalteten Regionen eine raschere Reizverarbeitung ermöglicht. Gedächtnis ( siehe Zusatzinfo ).
Priming
Priming ist eine Form des impliziten Gedächtnisses und z.B. auch bei Patienten mit einer Amnesie wirksam. Werden sie gebeten, bestimmte Wörter zu lernen, erzielen sie in Gedächtnistests sehr schlechte Ergebnisse. Wird ihnen aber z.B. der erste Buchstabe oder die erste Silbe als Hinweisreiz gegeben (etwa "Hot" für "Hotel"), schneiden sie in den Tests fast genauso gut ab wie gesunde Versuchspersonen, obwohl sie den Test eher als eine Art Ratespiel auffassen.
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