Direkt zum Inhalt

Lexikon der Optik: Vergrößerung

Vergrößerung, Verhältnis der Größen der auf die Netzhaut des Auges mit bzw. ohne ein vergrößerndes optisches System projizierten Bilder eines visuell betrachteten Objektes. Da diese Netzhautbildgrößen den Sehwinkeln

bzw. σS entsprechen, unter denen das vom System vergrößerte Bild des Objektes bzw. das Objekt unmittelbar erfaßt werden, ist die V. eines visuell benutzten optischen Systems das Verhältnis

dieser scheinbaren (Winkel-) Größen, unter denen das Auge das vergrößerte Bild und das unvergrößerte Objekt wahrnimmt. Ein negativer Wert der V. bedeutet dabei, daß das Bild höhen- und seitenverkehrt ist (Bildumkehr). Die V. ist nicht mit dem Abbildungsmaßstab β' identisch, sondern mit diesem über die Sehweitena'SI des vergrößerten Bildes bzw. aS des unvergrößerten Objektes verknüpft:


.

Nur bei Mikroskopobjektiven entspricht wegen

die V. annähernd dem Abbildungsmaßstab.

Eine V. der scheinbaren Größe einer Struktur durch ein optisches System ist erforderlich, wenn das Auflösungsvermögen des Auges beim direkten Sehen nicht ausreicht. Dies ist der Fall für in sehr großer Entfernung liegende Objekte, die durch ein Objektiv in die deutliche Sehweite des Auges abgebildet werden, und für sehr kleine, auch in der deutlichen Sehweite vom Auge nicht mehr aufgelöste Objekte, die durch eine Lupe virtuell mit vergrößertem Sehwinkel nach Unendlich oder in die deutliche Sehweite abgebildet werden. Man unterscheidet deshalb zwischen der Objektivvergrößerung, die sich für gleiche Brechzahlen im Objekt- und Bildraum bei Abbildung aus dem Unendlichen zu

ergibt, und der Lupenvergrößerung für virtuell ins Unendliche abbildende Lupen, Okulare und Mikroskope mit

. Dabei bezeichnen f

b und f

die in mm angegebenen Brennweiten des Objektivs bzw. der Lupe. Die V.

werden als Normalvergrößerungen bezeichnet. Für betragsmäßig gegenüber der Brennweite große Objektivweiten a und bei Vernachlässigung des Abstandes zwischen Objektiv und Auge ist die Objektivvergrößerung


nur wenig größer als Γ

b(∞). Blickt man durch eine Lupe mit auf eine beliebige endliche Sehweite akkomodiertem Auge, ist die allgemeine Lupenvergrößerung eines aus der objektseitigen Brennebene in Richtung Lupe verschobenen Objektes bei einem Abstand z'A des vorderen Knotenpunktes des Auges vom bildseitigen Lupenbrennpunkt


.

Die sich daraus für a'SI=-250 mm und z'A=-f'L ergebende Gebrauchsvergrößerung der Lupe Γ

(250 mm) = β' = Γ

(∞)+1 gilt für ein unter Akkomodation auf die deutliche Sehweite durch die Lupe blickendes Auge, dessen Abstand f

+z

zum hinteren Hauptpunkt vernachlässigt ist (z'A=-f'L).

Die V. Γ'=Γ

bΓ

eines aus einem Objektiv und einem Okular zusammengesetzten visuellen Instrumentes ist das Produkt der Einzelvergrößerungen. Entsprechend sind die Fernrohrvergrößerung eines auf unendliche bzw. endliche Objektweite a fokussierten Fernrohres


bzw.


und die Mikroskopvergrößerung eines Mikroskops ohne bzw. mit Tubuslinse


bzw.


.

Dabei bezeichnen t12 die Tubuslänge, f'Ob, f'Ok und f'Tu die Brennweiten des Objektivs, des Okulars und der Tubuslinse (mikroskopische Abbildung). Alle diese Strecken sind in Millimetern anzugeben.

Wegen des durch die Beugung an der Blende begrenzten Auflösungsvermögens kann die V. Γ' nur so groß gewählt werden, daß der vergrößerte Sehwinkel


0 Wellenlänge und nsinσ objektseitige numerische Apertur), unter dem die Beugungsunschärfe


erscheint, kleiner als der physiologische Grenzwinkel σG des Auges bleibt. Jede über diese nutzbare oder förderliche V. von


hinausgehende leere oder Übervergrößerung steigert durch V. der Beugungsunschärfe nicht den Informationsinhalt des Bildes. Für eine Wellenlänge λ0=500 nm und angestrengtes (σG=1') bzw. bequemes (σG=2') oder sehr bequemes (σG=4') Sehen liegt die förderliche V. bei 0,95 aSnsinσ bzw. bei 1,9 aSnsinσ oder bei 3,8 aSnsinσ, d.h., sie entspricht etwa dem ein- bzw. zwei- oder vierfachen Produkt aus der in Millimetern angegebenen Sehweite ohne Instrument und der objektseitigen numerischen Apertur nsinσ. Die förderliche Fernrohrvergrößerung ergibt sich daraus als der in Millimetern angegebene halbe bzw. ein- oder zweifache Durchmesser der Eintrittspupille. Da man beim Mikroskop nur das bequeme Sehen berücksichtigt, ist die förderliche Mikroskopvergrößerung das 500- bis 1000fache der objektseitigen numerischen Apertur, die ihrerseits bis auf 1,7 erhöht werden kann, so daß die maximale förderliche Mikroskopvergrößerung 1700 beträgt. Dagegen ist bei Meßmikroskopen wegen der im Vergleich zum physiologischen Grenzwinkel kleineren Noniussehschärfe eine V. über 2000 noch sinnvoll.

Infolge der sehr kleinen bildseitigen Apertur entstehen bei der leeren V. entoptische Erscheinungen, die falsche Strukturen vortäuschen.

  • Die Autoren
Roland Barth, Jena
Dr. Artur Bärwolff, Berlin
Dr. Lothar Bauch, Frankfurt / Oder
Hans G. Beck, Jena
Joachim Bergner, Jena
Dr. Andreas Berke, Köln
Dr. Hermann Besen, Jena
Prof. Dr. Jürgen Beuthan, Berlin
Dr. Andreas Bode, Planegg
Prof. Dr. Joachim Bohm, Berlin
Prof. Dr. Witlof Brunner, Zeuthen
Dr. Eberhard Dietzsch, Jena
Kurt Enz, Berlin
Prof. Joachim Epperlein, Wilkau-Haßlau
Prof. Dr. Heinz Falk, Kleve
Dr. Wieland Feist, Jena
Dr. Peter Fichtner, Jena
Dr. Ficker, Karlsfeld
Dr. Peter Glas, Berlin
Dr. Hartmut Gunkel, Berlin
Dr. Reiner Güther, Berlin
Dr. Volker Guyenot, Jena
Dr. Hacker, Jena
Dipl.-Phys. Jürgen Heise, Jena
Dr. Erwin Hoffmann, Berlin (Adlershof)
Dr. Kuno Hoffmann, Berlin
Prof. Dr. Christian Hofmann, Jena
Wolfgang Högner, Tautenburg
Dipl.-Ing. Richard Hummel, Radebeul
Dr. Hans-Jürgen Jüpner, Berlin
Prof. Dr. W. Karthe, Jena
Dr. Siegfried Kessler, Jena
Dr. Horst König, Berlin
Prof. Dr. Sigurd Kusch, Berlin
Dr. Heiner Lammert, Mahlau
Dr. Albrecht Lau, Berlin
Dr. Kurt Lenz, Berlin
Dr. Christoph Ludwig, Hermsdorf (Thüringen)
Rolf Märtin, Jena
Ulrich Maxam, Rostock
Olaf Minet, Berlin
Dr. Robert Müller, Berlin
Prof. Dr. Gerhard Müller, Berlin
Günter Osten, Jena
Prof. Dr. Harry Paul, Zeuthen
Prof. Dr. Wolfgang Radloff, Berlin
Prof Dr. Karl Regensburger, Dresden
Dr. Werner Reichel, Jena
Rolf Riekher, Berlin
Dr. Horst Riesenberg, Jena
Dr. Rolf Röseler, Berlin
Günther Schmuhl, Rathenow
Dr. Günter Schulz, Berlin
Prof. Dr. Johannes Schwider, Erlangen
Dr. Reiner Spolaczyk, Hamburg
Prof. Dr. Peter Süptitz, Berlin
Dr. Johannes Tilch, Berlin (Adlershof)
Dr. Joachim Tilgner, Berlin
Dr. Joachim Träger, Berlin (Waldesruh)
Dr. Bernd Weidner, Berlin
Ernst Werner, Jena
Prof. Dr. Ludwig Wieczorek, Berlin
Wolfgang Wilhelmi, Berlin
Olaf Ziemann, Berlin


Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.