Ökologie: Erreger auf Reisen
Für die Kihansi-Gischtkröte kam das Ende sehr plötzlich. Das Verbreitungsgebiet dieser kleinen, gelbbraun gefärbten Amphibien mit der Bezeichnung Nectophrynoides asperginis beschränkte sich auf die vier Kilometer lange Kihansi-Schlucht in Tansania. Im Juni 2003 zählten Biologen dort rund 18.000 Exemplare; im folgenden Winter waren es gerade noch fünf. Seit 2009 steht die Art als »in freier Natur ausgestorben« auf der Roten Liste der Internationalen Naturschutzunion IUCN.
Fachleute betreuen heute die letzten überlebenden Kihansi-Gischtkröten im Rahmen eines tansanisch-amerikanischen Zuchtprogramms. Eines Tages sollen die zwei bis drei Zentimeter großen Tiere wieder in ihre alte Heimat zurückkehren. Doch das könnte schwierig werden. Denn ausgelöscht wurden sie durch schwere Eingriffe in ihren Lebensraum, aber auch durch den Pilz Batrachochytrium dendrobatidis – einen tückischen Gegner, der dort womöglich immer noch lauert.
B. dendrobatidis ist seit 1998 bekannt und gilt als einer der gefährlichsten Erreger von Amphibienkrankheiten. Der Pilz nistet sich in der Haut seiner Opfer ein, stört ihre Atmung, bringt ihren Stoffwechsel durcheinander und vernichtet so in kürzester Zeit ganze Populationen. Viele Amphibienarten, die durch Umweltverschmutzung, Lebensraumverlust und andere Probleme ohnehin schon bedroht waren, setzt er weiter unter Druck. Selbst in intakten Ökosystemen löste er Massensterben aus. Besonders stark hat er die Lurche in den tropischen Regionen Australiens sowie Mittel- und Südamerikas dezimiert …
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