Ethik: "Tierschutz verlangt mehr, als unser Recht erzwingt"
Frau Doktor Schmitz, Sie fordern Menschenrechte für Tiere. Worum geht es genau?
Friederike Schmitz: Es geht mir hier um die moralische Frage: Was dürfen wir Tieren nicht antun? Wir sollten Tieren moralische Rechte zugestehen wie das Recht auf Leben, auf körperliche Unversehrtheit und auf Freiheit.
Und welche Tiere meinen Sie?
Schmitz: Die empfindungsfähigen. Natürlich ergeben sich dabei empirische Schwierigkeiten: Wie können wir zum Beispiel bei Insekten wissen, ob sie subjektiv etwas empfinden? Haben sie Bewusstsein? Es ist auch begrifflich schwierig: Was heißt es überhaupt, etwas zu empfinden? Doch bei den klaren Fällen können wir dieses Kriterium anwenden: Alle Wirbeltiere sind empfindungsfähig. Wir sollten also erst einmal bei jenen Tieren ansetzen, die für Zwecke des Menschen gezüchtet, gehalten und getötet werden, wie Schweine, Rinder, Hühner oder auch Fische.
Herr Professor Kunzmann, was halten Sie von dieser Argumentation?
Peter Kunzmann: Es macht überhaupt keinen Sinn, hier von "Rechten" zu reden. Tiere haben eine Würde, sie verdienen Respekt, sie besitzen eine Innenperspektive – das will ich alles nicht leugnen. Es ist auch legitim zu fragen, was wir ihnen antun dürfen. Und natürlich hängt das davon ab, wie viel Empfindungsfähigkeit wir glauben ihnen zuschreiben zu können. Aber Rechte beruhen auf der wechselseitigen Anerkennung vernunftfähiger Individuen – und das geht eben nicht bei Tieren. Selbstverständlich können wir für bestimmte Lebewesen Schutzräume einrichten. Doch Tieren gegenüber Pflichten zu haben, bedeutet nicht, ihnen Rechte zuschreiben zu müssen ...
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