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Cocktailparty-Effekt: Hören am Limit

Wenn bei einem Fest alle Gäste durcheinanderreden, arbeitet unser Denkorgan auf Hochtouren. Mit einer Reihe von Tricks sorgt es dafür, dass wir uns auf einzelne Stimmen im akustischen Tohuwabohu konzentrieren können. Ein Forscherteam um den Neurophysiologen Holger Schulze entdeckte einen wichtigen Mechanismus, der dafür mitverantwortlich ist.
Großes Palaver
Die Vernissage ist ein voller Erfolg: Schnell füllt sich die Galerie mit Kunstinteressierten. Kleine Gruppen von Menschen fachsimpeln über die Exponate oder halten Smalltalk. Zwischen den Besuchern schlängeln sich Studentinnen mit Tabletts voller Häppchen durch. Hier lässt sich jemand über die Ausstellung aus, dort berichtet ein anderer von seiner letzten Reise. Der Raum ist erfüllt von Stimmengemurmel, Gesprächsfetzen, klappernden Schuhen und klirrenden Gläsern. Und doch dreht die junge Frau, die mit ihrer Freundin plaudernd durch die Ausstellung geht, sofort den Kopf, als einer ihrer Bekannten ihren Namen ruft. Wenig später ist sie auch schon in ein neues Gespräch vertieft – gerade so, als sei der Klangteppich im Hintergrund für sie gar nicht existent.
Nichts Besonderes, meinen Sie? Das kenne doch jeder – sei es vom Betriebsjubiläum des Kollegen letztens oder dem Sektempfang nach der Trauung der besten Freundin? Stimmt! Doch auch wenn es uns nicht bewusst ist, vollbringt unser Gehirn bei Empfängen, Partys oder bei einem Gespräch im voll besetzten Restaurant eine wahre Meisterleistung: Es filtert die ­jeweils relevanten Informationen aus dem allgemeinen Geplapper heraus.
Vom Cocktailparty-Phänomen sprach daher der britische Kognitionswissenschaftler Colin Cherry (1914-1979) vom Imperial College in London, der 1953 als erster Wissenschaftler das Hören unter derartigen akustischen Extrem­bedingungen erforschte ...

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Täglich entstehen in riesigen Fabriken zahllose Stoffe, die wir in unserem Alltag nutzen – allerdings nur dank fossiler Rohstoffe und eines extrem hohen Energieverbrauchs. In dieser »Woche« geht es um den Umbau der Chemieindustrie hin zur Klimaneutralität. Außerdem: Gibt es sie, die »Zuckersucht«?

Spektrum - Die Woche – Die Geschichte von Ella und ihren zwölf Ichs

Ella leidet unter einer dissoziativen Identitätsstörung: Sie hat zwölf Persönlichkeiten, jede mit eigenen Erinnerungen. Ihre Therapeutin erzählt, wie die verschiedenen Ichs zu einer Gemeinschaft wurden. Außerdem widmen wir uns diese Woche Oppenheimers unbekannter Forschung zu Schwarzen Löchern.

Spektrum Kompakt – Musik im Kopf

Sie beflügelt, sie beruhigt, sie weckt Emotionen verschiedenster Art - Musik kann in unser tiefstes Innere vordringen. Was bewirkt sie im Gehirn? Und wie unterscheiden sich Reaktionen bei aktiv Musizierenden, Profis und Zuhörenden?

  • Quellen
Haykin, S., Chen, Z.:The Cocktail Party Problem. In: Neural Computation 17, S. 1875-1902, 2005

Kurt, S. et al.:Auditory Cortical Contrast Enhancing by Global Winner-Take-All Inhibitory Interactions. In: PLoS One 3, e1735, 2008

McDermott, J. H.:The Cocktail Party Problem. In: Current Bio­logy 19, R1024-R1027, 2009

Schulze, H. et al.:Superposition of Horseshoe-Like Periodicity and Linear Tonotopic Maps in Auditory Cortex of the Mongolian Gerbil. In: European Journal of Neuroscience 15, S. 1077-1084, 2002

Xiang, J. et al.:Competing Streams at the Cocktail Party: Exploring the Mechanisms of Attention and Temporal Integration. In: The Journal of Neuroscience 30, S. 12084-12093, 2010

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