Orientierung: Das Navi der Neurone
Hirnforscher haben Respekt vor ihrem Forschungsgegenstand: Das Gehirn sei womöglich zu komplex, als dass es sich selbst einmal verstehen könne. Einfache, einleuchtende Theorien über die Funktionsweise von Hirnprozessen haben es deswegen schwer, und oft entpuppen sie sich auch als falsch. Nicht so jedoch die Erkenntnisse, für die der Nobelpreis für Physiologie oder Medizin 2014 verliehen wurde. Die drei Preisträger entdeckten "Ortszellen" sowie "Raster-" oder "Gitterzellen". Diese Neurone sind essenzielle Komponenten des Gehirns, mit deren Hilfe wir unsere Position im Raum bestimmen und navigieren.
Der 1939 geborene britisch-amerikanische Neurowissenschaftler John O'Keefe vom University College London, der eine Hälfte des mit acht Millionen Schwedischen Kronen (etwa 860 000 Euro) dotierten Preises erhielt, hatte in den späten 1960er Jahren den Mut, neue Techniken auf ebenso neue Art auszuprobieren: Er griff auf eine damals noch selten verwendete Methode zurück, bei lebenden Tieren die Aktivität einzelner Hirnneurone mit implantierten Elektroden zu überwachen. Allerdings prüfte er nicht wie andere Wissenschaftler die Reaktion von Nervenzellen auf einfache Reize. Stattdessen ließ er Ratten in einem kleinen Irrgarten tun, was sie wollten: meist einfach herumlaufen. Währenddessen beobachtete er die Aktivität einzelner Zellen im Hippocampus, eine für Lernen und Gedächtnis wichtige Region der Großhirnrinde tief im Schläfenlappen.
O'Keefe stieß dabei auf Hirnzellen, die ganz anders funktionierten als alle anderen bis dahin bekannten Neurone ...
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